Wo soll die „Premiumroute Lüneburg-Adendorf-Scharnebeck“ verlaufen? Informations- und Beteiligungsveranstaltung am 4. Juni 2024

Der Ausbau einer “Premium” – Radroute auf 3 Meter Breite und mit verbesserter Oberfläche soll Scharnebeck und das dortige Schulzentrum mit Adendorf und dem Bahnhof Lüneburg verbinden und ist prioritärer Bestandteil des landkreisweiten Radverkehrskonzepts (RVK) des Landkreises Lüneburg aus dem Jahr 2019. Einige Abschnitte entlang der Kreisstraßen setzt der Landkreis bereits um.

Für die übrigen Streckenabschnitte hat das beauftragte Planungsbüro Rambøll, das die Entwicklung Kopenhagens maßgeblich geprägt hat und heute in 35 Ländern vertreten ist, nun Varianten erarbeitet. Noch offen ist insbesondere die Führung durch das Lüner Holz, hierfür stehen vier Varianten zur Wahl. Die kürzeste und vom Planungsbüro favorisierte Variante verläuft am Bahndamm entlang der Bahnstrecke Lüneburg-Lübeck, wird jedoch von der Stadt für eher nicht realisierbar erachtet, da sie eine eigene Behelfsbrücke über die B4 erfordert. 

Auch bei der weiteren Gestaltung dieses Streckenabschnitts weichen die Vorstellungen der Stadt von den Empfehlungen der Planer ab: Das Planungsbüro befürwortet eine witterungsunabhängige Direktroute durchs Lüner Holz. Um den Radverkehrsanteil am Pendleraufkommen spürbar zu steigern, solle eine ganzjährige Befahrbarkeit dieser Route mit dem Zeitvorteil aufgrund ihrer direkten Führung verknüpft werden. Die Stadtverwaltung möchte dagegen aus naturschutzfachlichen Gründen lieber eine Schönwetterstrecke mit einer wassergebundenen Decke aus Schotter und Split und ohne Beleuchtung planen. Als Winterroute soll der asphaltierte straßenbegleitende Radweg nach Adendorf entlang der B209 in ganzer Länge auf das Mindestmaß von 2,50 Meter Breite ausgebaut werden. Das Verkehrswendebündnis Lüneburg und der Radentscheid schließen sich der Empfehlung des Planungsbüros an und fordern eine Allwetterroute durchs Lüner Holz. Die “Premiumroute” ist ein begrüßenswertes Vorhaben und trägt zu einer Reduzierung des Autoverkehrs bei, soweit sie alltagstauglich gebaut wird. 

Um gemeinsam die beste Route zu finden, lädt die Stadt Lüneburg alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie Initiativen und Verbände am Dienstag, 4. Juni, ab 17 Uhr zu einer Informations- und Beteiligungsveranstaltung in die Grundschule Adendorf (Weinbergsweg 13, 21365 Adendorf) ein. Die Varianten werden vorgestellt, Vor- und Nachteile diskutiert und Ergebnisse der Vorplanungen geteilt. An Thementischen zu den drei beteiligten Ortschaften sollen Hinweise gesammelt werden. Im Blick sind vor allem sogenannte Fokuspunkte wie die Bahnunterführung in Adendorf, die Anbindung der Schulstandorte in Scharnebeck oder die Querung der Erbstorfer Landstraße in Lüneburg. Das Planungsbüro möchte durch die Beteiligung der Öffentlichkeit für die weitere Planung lokales Wissen nutzen und mögliche Konflikte frühzeitig aufdecken.

Für die noch fehlenden Streckenabschnitte ist ein Entwurf Ende 2025, eine Umsetzung laut Planungsbüro „noch in diesem Jahrzehnt“ zu erwarten. Wir wünschen der Veranstaltung am 04.06. rege Beteiligung, der „Premiumroute“ eine rasche Umsetzung, und uns noch viele solcher Premiumradwege.

(c) Bild: Trassenvarianten der Premiumroute, Präsentation “Interkommunale Radpremiumroute Lüneburg – Adendorf – Scharnebeck”, Anlage 1 (S. 23) zur Sitzung des Mobilitätsausschusses am 17.04.2024, https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/to010.asp?SILFDNR=7186

Transparenz auf Lüneburgs Weg zur Klimaneutralität – Der Radentscheid im Local Zero Monitoring des Klimaentscheids

Mit einem Monitoring von Klimaschutzmaßnahmen will die Lüneburger Initiative Klimaentscheid Transparenz auf dem Weg Lüneburgs zur Klimaneutralität herstellen. Dabei wird auch die Umsetzung der im Radentscheid formulierten Ziele beobachtet. Lokale Fortschritte sowie bestehende Herausforderungen und Hemmnisse beim Klimaschutz werden auf einer Webseite übersichtlich dargestellt, die am 14.05.2024 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: https://monitoring.localzero.net/hansestadt-luneburg/

Im Fokus des Monitorings stehen die Maßnahmen des Lüneburger Klimaschutzplans und deren aktueller Umsetzungsstand. Eines der Ziele im Klimaschutzplan ist, den Radverkehrsanteil auf 35 % am Modal Split zu erhöhen. Dafür sind die im Radentscheid formulierten Ziele eine wichtige Voraussetzung, wie eine Sanierung maroder und Errichtung fehlender Radwege sowie die Verbesserung der Sicherheit auf den Radwegen und an Straßenkreuzungen. Eine Verkehrszählung 2021 entlang bzw. in der Nähe des Stadtrings hat einen Radverkehrsanteil von 14,1 % ergeben. Der bisherige Fortschritt wird auf der Local Zero Monitoring Website zutreffend weitgehend mit “fehlt/verzögert” angegeben. 

Mit der Monitoring-Webseite sollen auch Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Prioritäten aufgezeigt werden und eine Diskussionsgrundlage für den Austausch zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Stadtverwaltung und Lokalpolitik geschaffen werden.

(c) Bild: Screenshot der Local Zero Monitoring website des Klimaentscheids: https://monitoring.localzero.net/hansestadt-luneburg/massnahmen/mobilitat/fahrrad/

Freie Fahrt fürs Rad – Lüneburg soll Fahrradgrünpfeile bekommen

Am 17. April hat sich der Ausschuss für Mobilität einstimmig für den Antrag des VCD Elbe-Heide ausgesprochen, Fahrradgrünpfeile in Lüneburg einzurichten. 

Das in Deutschland seit 2020 zulässige Verkehrsschild, welches es Radfahrenden bei roter Ampel erlaubt, nach rechts abzubiegen, ist in den Nachbarländern Niederlande, Dänemark und Frankreich bereits erfolgreich erprobt und wird nun in vielen deutschen Orten eingesetzt. In Lüneburg sollen die Verkehrszeichen laut Empfehlung vom 17. April zunächst an mindestens fünf Stellen in Lüneburg angebracht werden.

Der VCD Elbe-Heide hat hierfür acht Kreuzungen vorgeschlagen, nach Aussage der Verwaltung ist eine Prüfung an diesen Knotenpunkten grundsätzlich möglich. Durch die umfassende verwaltungsinterne Abstimmung bei begrenzten personellen Kapazitäten in der Straßenverkehrsbehörde sowie bei den notwendigen Abstimmungen mit der Polizei habe die Maßnahme seitens der Verwaltung bislang leider nicht mit einer hohen Priorität versehen werden können.

Näheres siehe: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide/pressemitteilung-lueneburg-bekommt-fahrradgruenpfeile-lueneburg

3. Kidical Mass – schön war’s!

Am 5. Mai radelte die 3. Kidical Mass durch  Lüneburg – die familienfreundliche Demo für eine bessere Radinfrastruktur, Klimaschutz und vor allem mehr Platz für Kinder, Familien und schwächere Verkehrsteilnehmende fand großen Anklang.

Trotz regnerischen Wetters waren wir knapp 200 Radelnde und haben eine große Runde durch die Stadt gedreht. So glatt, ruhig und stressfrei könnte es sein, wenn der Straßenraum anders aufgeteilt wäre.

Am Ende gab es ein kleines Fest mit Eis, Kuchen und Spielen im Kurpark. Es war richtig schön und wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

Gemeinsam haben wir ein Zeichen für eine kinderfreundliche Mobilitätswende gesetzt und hatten dabei richtig viel Spaß!

Fotos: Malte Hübner

Breite und durchgängige Radwege gefordert! – Zum Analysebericht des NUMP

Im Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplan (NUMP) wird die Schaffung durchgängiger und ausreichend dimensionierter Radverkehrsinfrastrukturen gefordert. Der Analysebericht fasst die Stärken und Schwächen des Radverkehrs in Lüneburg zusammen und definiert zentrale Handlungserfordernisse.

Die erste Phase des Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans, der die strategischen Grundsätze der Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung in Lüneburg für die nächsten 10-15 Jahre festlegen soll, ist abgeschlossen. Der Analysebericht hebt hervor, dass Lüneburg aufgrund der kompakten Stadtstruktur sehr gute Grundvoraussetzungen für den Radverkehr bietet und das Fahrrad einen hohen Stellenwert in der Mobilität einnimmt. Während die Radverkehrspolitik in Lüneburg weit zurückreiche und seit 1990 vielfach Ziele für die Radverkehrsförderung definiert und fortentwickelt worden seien, seien die bestehenden Radverkehrsanlagen jedoch zum Großteil unterdimensioniert und würden noch überwiegend im Mischverkehr geführt.

Als Stärken des Radverkehrs führt der Bericht die politisch beschlossenen Leitbilder, den Radentscheid, die schrittweise Realisierung des Zielnetzes (z. B. Fahrradring, Uelzener Straße), selbstständig geführte Verbindungen, die Beschilderung der Hauptrouten, das Bikesharing-Angebot StadtRAD und die intensive Stakeholderbeteiligung auf. 

Als Schwächen werden zu wenig Radwege entlang der Hauptverkehrsstraßen, Konflikte mit dem Fußverkehr und dem ruhenden Kfz-Verkehr, mangelhafte Oberflächenqualitäten und nicht genügend Abstellanlagen genannt.

Als zentrale Handlungserfordernisse definiert der Bericht eine Entzerrung von Fuß- und Radverkehr durch die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn oder eigenständig geführter Radwege. Außerdem die Schaffung von durchgängigen und ausreichend breiten Radwegen entlang des Zielnetzes (insb. aus den Wohngebieten ins Zentrum) sowie die Berücksichtigung der Entwicklung von Regelwerken, aktuell E Klima 2022: Vorrang des Rad- und Fußverkehrs gegenüber des fließenden und ruhenden Kfz-Verkehrs, eine Bessere Querbarkeit von Hauptverkehrsachsen und mehr und bessere Radabstellanlagen an Quell- und Zielorten.

Umbau Sternkreuzung – Mehr Mut zur Mobilitätswende

Der seit vielen Jahren geplante radverkehrsgerechte Umbau der Sternkreuzung nimmt Formen an. 2025 soll der Knotenpunkt Uelzener Straße / Soltauer Straße / Sülztorstraße / Lindenstraße / Feldstraße umgestaltet werden, im Februar 2024 hat das beauftragte Planungsbüro dem Mobilitätsausschuss des Rates die Entwurfsplanung präsentiert.

Die anschließende Aussprache im Mobilitätsausschuss ließ die gebührende Begeisterung für diesen Planungsfortschritt der Mobilitätswende vermissen. Statt den Entwurf zu diskutieren, tauschten die Ausschussmitglieder grundsätzliche Argumente gegen die Umbaumaßnahme aus, wie wir sie aus den vergangenen Aussprachen zu fälligen Radverkehrsinfrastrukturprojekten kennen: zu teuer, nicht nötig, nicht dringlich, dient nur der Radverkehrslobby. Der Vorwurf der SPD, hier werde trotz Defizithaushalt ein teures Projekt „aus dem Hut gezaubert“ überrascht angesichts des langen Vorlaufs der Planungen seit der „Radverkehrsstrategie 2025“ aus dem Jahr 2018, des inzwischen weit fortgeschrittenen Planungsstands und der für die Planung bereits entstandenen Kosten. Auch dass die SPD-Vertreter:innen wiederholt von Kosten in Höhe von „4 Millionen“ sprachen, obwohl der größte Anteil (3 Millionen!) aus Fördergeldern gedeckt werden soll, machte die Diskussion nicht sachlicher. Der weitere Kritikpunkt von SPD, CDU und FDP, war, dass der Umbau unnötig sei, die Behauptung einer Zunahme der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung müsse man anzweifeln. Hingegen sei der benachbarte Bögelkreisel am Krankenhaus viel gefährlicher. Diese These wurde von der Polizei umgehend entkräftet. In der Landeszeitung stellte Polizeisprecher Kai Richter klar, dass diese beiden Knotenpunkte zwei von mehreren Hotspots des Unfallgeschehens seien, von denen keiner besonders heraussteche.

Der Radentscheid wünscht den Oppositionsfraktionen im Rat mehr Vertrauen in die Kompetenz der Planer:innen und mehr Mut zur Mobilitätswende.

Quo vadis, SPD? – Zukunftsfähigkeit sieht anders aus

Das schwindende Vertrauen in die Politik ist Thema in allen Medien. Beklagt werden Unvorhersehbarkeit, Glaubwürdigkeitsverlust und strategische Blockaden. Dass dies nicht nur ein Phänomen auf nationaler, sondern auch kommunaler Ebene ist, belegt die Lüneburger SPD mit ihrer Verkehrspolitik. Offiziell gibt sie sich in diesem Sektor als Klimaschutzpartei. Stehen aber Entscheidungen zur dringend notwendigen Verkehrswende an, attackiert die Partei im Rat Vorhaben der Grünen und der Verwaltung mit teilweise befremdlichen Argumenten. Zusammenfassend: 

  • Die SPD hat 2022 dem Beitritt zum Radentscheid zugestimmt, sperrt sich aber gegen die Umsetzung von signifikanten Radverkehrsmaßnahmen
  • Die SPD erweckt den Eindruck, als habe sie mit geplanten rad- und fußverkehrsfreundlichen Maßnahmen der Verwaltung nichts zu tun. In irreführender Weise suggeriert sie z.B., der Umbau der Sternkreuzung sei ein spontan eingefädeltes Projekt der Grünen. Die Projekte sind jedoch nichts anderes als die Umsetzung der von der SPD in 2018 mitgetragenen „Radverkehrsstrategie 2025“ 
  • Die SPD gefährdet mit ihrer Blockadehaltung möglicherweise die Freigabe von bereits genehmigten Fördermitteln für Verkehrswendeprojekte.
  • Die SPD argumentiert gegen die Reduzierung von Auto-Parkplätzen mit der nicht zutreffenden Begründung, dass dann zu wenig Parkplätze in der Innenstadt vorhanden seien. Der wiederholte Verweis der Verwaltung auf größtenteils leerstehende Parkhäuser wird ignoriert. 
  • Die SPD bekennt sich nicht zu der von einer zeitgemäßen Stadtplanung geforderten signifikanten Reduzierung des Autoverkehrs. Stattdessen bemüht sie das schiefe Bild der inzwischen berühmt gewordenen Krankenpflegerin und des Einzelhandelsverkäufers, für die „die Stadt erreichbar bleiben muss“. Ein Argument, das vorgeblich soziale Gerechtigkeit einfordert. Kein Wort dagegen zur Situation der armutsbedrohten alleinerziehenden Mutter, die sich ein Auto gar nicht leisten kann und deshalb auf andere Formen der Mobilität angewiesen ist. 
  • Wir befinden uns in einer Klimakrise. Ungeachtet dessen befürwortet die SPD den zerstörerischen Weiterbau der A39, verniedlichend als „Lückenschluss“ bezeichnet
  • Der Generalsekretär der Partei Lars Klingbeil stemmt sich gegen den von Expert:innen für notwendig erachteten Bau einer Bahnlinie entlang der A7. Die Lüneburger SPD hält die Füße still. 

 

Vor langer Zeit hat die SPD mit dem Anspruch einer Fortschrittskoalition rot-grüne Bündnisse geschmiedet. In Lüneburg würde einer Realisierung dieses Anspruchs bei den gegebenen Mehrheitsverhältnissen nichts im Wege stehen. Statt diese Chance zu nutzen, bietet die Partei aber im Gegenteil eine sehr konservativ geprägte, verlockende Illusion an: dass sich an unserer Lebensweise nichts ändern muss. Ist sie womöglich getrieben von der Angst vor einem drohenden Bedeutungsverlust? Wie auch immer – Zukunftsfähigkeit sieht anders aus.

Amselbrücke als Fahrradstraße? – Neues zum Stand der Entwicklungen

Die für 2025 geplante Erneuerung der maroden Amselbrücke bietet die Gelegenheit, dort einen sicheren Radweg zu schaffen und das Wohngebiet Wilschenbruch vom Durchgangsverkehr zu befreien. Vor einem Jahr brachten Anwohner:innen des Stadtteils die Forderung nach einer Sperrung der Amselbrücke für den Autoverkehr auf, ADFC Lüneburg und VCD Elbe-Heide forderten, den Amselweg zu einer echten Fahrradstraße zu machen, die durch die Barckhausenstraße weitergeführt werden könnte, um so eine ideale Radverkehrsverbindung zwischen Tiergarten bzw. Wilschenbruch und Innenstadt zu schaffen.

Die Stadtverwaltung hat nun eine Verkehrstechnische Untersuchung in Auftrag gegeben, um „die Erreichbarkeit des Stadtteiles im Rahmen der vorhandenen Handlungsmöglichkeiten neu zu strukturieren“. Hierzu finden derzeit Verkehrszählungen statt und nach Diskussion möglicher Handlungspfade sollen bis Ende Mai mindestens drei planerische Favoriten mit Kosten- und Folgenabschätzung für die verschiedenen Verkehrsträger empfohlen werden.

Steht der Rat zum Radentscheid? – Enttäuschende Zwischenbilanz 2 Jahre nach Beitritt

1,5 Grad? Geht nur mit mehr Mut und ohne Angst vorm Sprung ins kalte Wasser.

Im Mai 2022 ist der Stadtrat von Lüneburg dem Radentscheid beigetreten – die beschlossenen jährlichen Ziele zur Verbesserung der Radinfrastruktur wurden bisher jedoch so gut wie gar nicht umgesetzt. Wie ernst nehmen die verantwortlichen Ratsmitglieder ihre eigene Entscheidung von vor zwei Jahren eigentlich, fragen wir uns. Dass die Umsetzung des Radentscheids im Sinne der Verkehrswende und des Klimaschutzes längst überfällig ist, müsste inzwischen doch jedem/r Politiker:in klar sein. 

Der vom Rat beschlossene Maßnahmenkatalog umfasst zum Teil jährlich überprüfbare Schritte. Doch die von der Stadtverwaltung im Februar 2024 verfasste Bilanz ist ernüchternd:

  • Statt des versprochenen Neu- beziehungsweise Ausbaus von drei Kilometern Radverkehrsanlagen sind insgesamt lediglich 1,2 km sichere Radwege im Sinne der festgehaltenen Kriterien geschaffen worden. 
  •   Das Ziel, die Sicherheit einer Kreuzung pro Jahr ab 2023 zu verbessern, wurde nicht erreicht.
  •   Die vereinbarte Planung eines flächendeckenden Radroutennetzes bis Ende 2023 blieb aus.
  •   Unebenes Natursteinpflaster auf Radrouten wurde nur an der Salzstraße am Wasser saniert, eine Sanierung des Radwegs bei der Bezirksregierung ist noch in Planung. 
  • Die bis Ende 2024 terminierte Umsetzung des skizzierten Fahrradrings um die Altstadt wird nicht gelingen. Bisher wurden lediglich 600 Meter Fahrradstraße in der Wallstraße und der Haagestraße umgesetzt, 120 Meter sind für 2024 geplant (Bei der Johanniskirche), für die restlichen 1.800 Meter ist eine Umsetzung frühestens in den kommenden Jahren zu erwarten.
  • Erreicht wurde das Ziel, mindestens 100 öffentliche Fahrradstellplätze pro Jahr ab 2024 zu schaffen, bereits 2023 wurden 94 Fahrradstellplätze errichtet.

Zielführende Vorschläge und Planungen der Verwaltung wurden zum Teil im Keim erstickt. So wurde der im Haushaltsentwurf der Hansestadt für 2023 vorgesehene Verkehrsversuch an der Soltauer Straße vom Rat verschoben. Planungen der Verwaltung zu einem Ausbau von Radwegen an der Hindenburgstraße wurden vom Rat gebremst. Die im Mobilitätsausschuss im Februar 2024 vorgestellte Planung eines rad- und fußgängerfreundlichen Umbaus der Sternkreuzung wurde von Vertretern von SPD, CDU und FDP als zu kostspielig und unnötig kritisiert.

Wer nach Vorstellung dieser traurigen Zwischenbilanz im Mobilitätsausschuss Worte des Bedauerns, den Ansatz zu einer Problemanalyse oder zu Besserungsvorschlägen erwartete, wurde enttäuscht. Stattdessen wurde seitens eines SPD-Vertreters die grundsätzliche Frage gestellt, ob die im Radentscheid formulierten Ziele überhaupt noch realistisch seien.

Als Grund für den Rückwärtsgang in der Verkehrspolitik nennen Lüneburger Politiker:innen die angespannte Haushaltslage. Damit stellen sie ihre eigene, kurzfristig gedachte Logik über die wissenschaftlich eindeutige Erkenntnis, dass motorisierter Individualverkehr und fortschreitender Klimawandel langfristig weit höhere Kosten verursachen.

Das Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu verringern, ist im Mobilitätsausschuss kein Konsens. Allseitige Lippenbekenntnisse zu einer nachhaltigen Politik, die Zustimmung zu Radentscheid und Klimaentscheid und die Forderung der rund 8.000 Unterstützer:innen des Lüneburger Radentscheids finden in den Diskussionen und Umsetzungsbeschlüssen des Mobilitätsausschusses und des Rates keine Entsprechung. Dies empfinden wir als unverantwortlich.

 

SAVE THE DATE: 5. Mai, 15 Uhr Kidical Mass – familienfreundliche Fahrraddemo

Am Sonntag, den 5. Mai um 15 Uhr ist es soweit: Die 3. Kidical Mass in Lüneburg geht an den Start. Wir erobern uns unsere Stadt zurück! Radelt mit!

In über 200 Städten wird an diesem Tag mit der Aktion für eine sichere Radinfrastruktur und mehr Raum für Kinder und Jugendliche demonstriert. Auch der Radentscheid Lüneburg ist als einer der Organisatoren dabei, um flächengerechte, klimafreundliche und sichere Mobilität in unserer Stadt zu fordern.
Viel zu oft geraten gerade die jungen Bürger:innen Lüneburgs in gefährliche Situationen durch zu schmale, beschädigte oder fehlende Radwege, durch sich öffnende Autotüren auf Parkstreifen, die an Radspuren grenzen, durch gefährliche Überholmanöver von KFZ, durch plötzlich aus Einfahrten schießende Autos. Alle Eltern, die ihre Kinder zur Schule begleiten, können ein Lied davon singen und bangen bei jeder Strecke, die ihre Kinder allein zurücklegen. Das muss ein Ende haben. Dafür gehen wir am Sonntag auf die Straße. Ohne die Jugend hat unsere Stadt keine Zukunft – sie verdient mehr Platz und die Freiheit, sich gefahrlos und selbständig fortbewegen zu können.

Wir treffen uns um 15 Uhr im Clamartpark mit Fahrrädern, Anhängern, Kindern, Jugendlichen, Omas, Opas, Müttern, Vätern, Freundinnen und Freunden und allen, die sonst noch Lust haben, und starten mit Musik und guter Laune eine fröhliche Fahrradtour quer durch Lüneburg.

Die familienfreundliche Fahrraddemo endet mit einer Abschlusskundgebung und einem kleinen Fest mit Spiel, Spaß, Kuchen und Musik im Kurpark.
Wir freuen uns auf euch!

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