Der Radentscheid ist Teil des NUMP-Beirates!

Wir freuen uns, euch heute einen Einblick in die Arbeit des Radentscheids Lüneburg als Teil des NUMP-Beirats geben zu können. Der Nachhaltige Urbane Mobilitätsplan, kurz NUMP, ist ein bedeutendes Projekt für die Zukunft unserer Hansestadt Lüneburg. Dieser Plan wird die Grundlagen für die Mobilitätsentwicklung der kommenden Jahre setzen und hat das Ziel, Lüneburg zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen.

Der NUMP-Prozess wird von einem Beirat begleitet, der aus Vertreter:innen verschiedener Institutionen besteht, darunter Politik, Verbände, Wissenschaft, Gewerkschaften, Wirtschaft, Einzelhandel, Tourismus und verschiedene Lüneburger Beiräte. Diese breite Beteiligung ermöglicht es, die Bedürfnisse und Wünsche aller Lüneburger Bürger:innen in die Mobilitätsplanung einzubeziehen.

Als Mitglied des Beirats setzt sich der Radentscheid Lüneburg mit Nachdruck für die Förderung des Fahrradverkehrs und die Schaffung sicherer und attraktiver Radwege in unserer Stadt ein. Wir sind davon überzeugt, dass eine stärkere Integration des Fahrrads in die städtische Mobilität nicht nur zur Entlastung des Verkehrs beiträgt, sondern auch die Lebensqualität in Lüneburg erheblich steigert.

Unsere Vision ist eine Stadt, in der das Fahrrad als eine selbstverständliche und sichere Verkehrsoption wahrgenommen wird. Wir setzen uns für die Schaffung von Fahrradinfrastruktur ein, die Menschen jedes Alters und jeder Mobilitätsfähigkeit anspricht. Mit sicheren Radwegen und einer nachhaltigen Verkehrspolitik wollen wir dazu beitragen, Lüneburg zu einer grünen, lebenswerten Stadt zu machen.

Nach der ersten Auftaktveranstaltung im September wird der NUMP-Beirat in den kommenden Monaten weitere Sitzungen abhalten, um den Planungsprozess zu begleiten. Wir sind stolz darauf, Teil dieses wichtigen Gremiums zu sein und werden unser Bestes tun, um die Interessen und Anliegen der Radfahrer:innen und aller Bürger:innen Lüneburgs zu vertreten.

Gemeinsam mit der Lüneburger Stadtgesellschaft und der lokalen Politik arbeiten wir daran, die Zukunft der Mobilität in unserer Stadt nachhaltig zu gestalten. Wir sind zuversichtlich, dass der NUMP dazu beitragen wird, Lüneburg zu einer noch lebenswerteren Stadt zu machen, in der das Fahrrad eine zentrale Rolle spielt.

Wir freuen uns auf die weiteren Schritte im NUMP-Prozess und werden Euch über unsere Bemühungen auf dem Laufenden halten.

Mehr zum NUMP:

https://www.luenepedia.de/wiki/Nachhaltiger_Urbaner_Mobilit%C3%A4tsplan

 

 
 

Es geht voran beim Fahrradstraßenring

Mehr Platz zum Flanieren und Durchatmen

Das Lüneburger Wasserviertel wurde verkehrsberuhigt und rad- und fußverkehrsfreundlich umgestaltet.

Beim Fahrradstraßenring geht es wieder einen kleinen Schritt voran: Die Straße „Auf dem Kauf“, welche Teil des zukünftigen Fahrradstraßenrings ist, wurde zu Gunsten von Rad- und Fußverkehr umgestaltet. Durch die Umgestaltung soll das Wasserviertel beruhigt werden und die Attraktivität des Quartiers mit seinen Sehenswürdigkeiten, Kneipen, Cafés und Restaurants weiter erhöht werden. 

Was ist neu? 

– Es gilt Tempo 30 (vorher Tempo 50)

– Radfahrende dürfen in beide Richtungen fahren (vorher nur in eine Richtung)

Kreuzung Am Berge/ Bei der Abtspferdetränke wurde aufgepflastert (vorher war es eine ’normale‘ Kreuzung)

Poller an 3 Stellen, die als sogenannte modale Filter nur Rad- und Fußverkehr durchlassen: An der Kreuzung Lüner Straße/ Auf dem Kauf, Lüner Straße/ Salzstraße am Wasser und Schifferwall/ Kaufhausstraße.

Der Radentscheid Lüneburg begrüßt die Veränderung. Schon jetzt spürt man eine deutliche Entlastung durch weniger Autoverkehr und sieht mehr Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. 

In der Straße Auf dem Kauf parken immer noch vereinzelt Autos, deren Benutzer:innen sich noch nicht an die neue Verkehrssituation gewöhnt haben, aber das gibt sich bestimmt bald. Wichtig wäre, dass die neue Verkehrsführung in den Navigationssystemen (wie z.B. openstreetmap und googlemaps) eingezeichnet wird, damit ortsunkundige Autofahrende nicht falsch geleitet werden. 

„Together we cycle“ – Toller Fahrradfilm bei den Umweltfilmtagen im Scala

LÜNEBURGER UMWELT-FILMTAGE

23. bis 26. November 2023 im SCALA Programmkino Lüneburg

 

Vier Tage, acht Filme, Gäste und Gespräche: Die Lüneburger Umwelt-Filmtage gibt es als regional verankertes Filmfestival im SCALA Programmkino bereits seit über 20 Jahren. Seitdem geht es – immer in enger Zusammenarbeit mit engagierten Menschen aus Lüneburger Initiativen, Vereinen, Institutionen und Parteien – im Schwerpunkt um Nachhaltigkeit in ihrer großen Vielfalt und im ökologischen, ökonomischen und sozialen Kontext. Das filmische Programm reicht in diesem Jahr vom dokumentarischen Kinoabenteuer für Kinder und Familien bis hin zu Dokumentarfilmen über (Wirtschafts-)Kreisläufe und einem spannenden Spielfilm über radikalen Widerstand.

 

Alle Filme werden von lokalen Initiativen begleitet; nach den Vorstellungen besteht Zeit für Austausch und Diskussion mit den Gästen.

Wir freuen uns, dass es auch einen Film zum Thema Fahrradfahren gibt, welcher vom Verkehrsclub Elbe-Heide begleitet wird: TOGETHER WE CYCLE: Sonntag, 26. 11. um 15:00 Uhr.

Autor und Aktivist Tobi Rosswog ist für die sozial-ökologische Transformation unterwegs, auch in Sachen Verkehrswende – und ist nach dem Film zu Gast. Das Gespräch wird moderiert von Mitgliedern des VCD Regionalverband Elbe-Heide.

 

NL 2023 · Regie: Martin Schilt · 90 min · FSK n.n.

Dokumentarfilm · englisch/Niederländisch mit dt. UT

 

Viele Menschen denken, dass das Radfahren in den Niederlanden ein natürliches Phänomen ist. Doch bis in die 1970er-Jahre folgte die Entwicklung der Mobilität den Trends in der ganzen Welt. Das Fahrrad hatte ausgedient, die Zukunft gehörte dem Auto. Es galt, die Städte an den Zustrom von Autos anzupassen. Doch überraschenderweise – und aller Widrigkeiten zum Trotz – blieben

die Menschen auf dem Fahrrad. Viele Faktoren, Ereignisse und Umstände haben positiv zusammengewirkt – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik. In TOGETHER WE CYCLE erzählen die Hauptakteur:innen die Geschichte des holprigen Weges, der zum heutigen Zustand in den Niederlanden führte – wo Radfahren eine ganz selbstverständliche Wahl ist.

 

Die anderen Filme lohnen sich auch sehr. Schaut am besten mal ins Programm rein: https://www.scala-kino.net/extras/umwelt-filmtage

 

Vorverkauf:

Tickets für alle Vorstellungen gibt es auf www.scala-kino.net

je Vorstellung: 10 Euro / ermäßigt: 8 Euro / Besucher:innen unter 18 Jahre: 7 Euro

Begrünte Stadtmöblierung: Ruheinseln auch für Radler:innen

Seit diesem Sommer wurden an verschiedenen Stellen in der Innenstadt einfache Sitzmöbel mit integrierten Wildblumenbeeten aufgestellt. So sehr manche Leserbriefschreibende sich darüber ereifern: wir sehen nur Vorteile! Die blühenden Pflanzen sind von Insekten umsurrt und duften. Die Liegestühle laden zum Relaxen ein (z.B. nach dem Radfahren) und bieten auch älteren Menschen eine Verschnaufpause beim Weg durch die Stadt.

Auf den Sitzgruppen kann auch mal bequem eine Brotdose ausgepackt werden: Verweilen also ohne Konsumzwang. Zugleich sind diese Möbel nicht fest installiert und können über den Winter eingelagert werden. Zusammen mit den Wasserspendern entwickelt sich die Innenstadt hier zunehmend zu einem Lebensraum für die Menschen und geht einen kleinen Schritt in Richtung Klimaanpassung. Wir haben beobachtet, dass die Sitzgruppen sehr oft genutzt werden und der Marktplatz nun auch außerhalb der Geschäftszeiten belebt ist. – Eine schöne Entwicklung nicht nur für Radfahrende!

Die Fahrradstraße wird verlängert! – Verkehrsversuch in der Haagestraße

Tolles Signal für Fahrradfreundlichkeit - wir hoffen auf dauerhafte Umsetzung

Seit kurzem ist die Fahrradstraße von der Wallstraße in die Haagestraße hinein verlängert worden. Damit kommt in kleinen Abschnitten der Fahrradstraßenring seiner Realisierung näher. Auch wenn eine der Forderungen des Radentscheids – die Fertigstellung des Fahrradstraßenrings bis 2024 – wohl nicht mehr zu erreichen ist, freuen wir uns über jeden Schritt dorthin.

Derzeit läuft ein Verkehrsversuch mit einer umgekehrten Einbahnstraßenführung für den motorisierten Verkehr. Anders als bisher fahren die Fahrzeuge von der Roten Straße in die Haagestraße hinein und über die Kalandstraße wieder hinaus. Dies hat Vorteile für die Busse, die aus der Wallstraße kommend nun leichter links in Richtung Sande abbiegen können.  Für die Belieferung des Lebensmittelhändlers Tschorn erforderte die neue Fahrtrichtung logistische Veränderungen, daher die Probephase.

Aus Sicht der Radfahrenden ist vor allem die neue Vorfahrtsregelung positiv: sie können jetzt ohne anzuhalten von der Wall- in die Haagestraße fahren und umgekehrt. Auf der Roten Straße gilt sowohl vom Handwerkerplatz als auch vom Sande kommend: STOP. In die Innenstadt hinein wird die Querung ganz untersagt. (siehe Foto)

Es ist ein richtig gutes Signal, dass diese fahrradfreundliche Verkehrsführung nun ausprobiert wird! Anschließend hoffen wir auf eine dauerhafte Umsetzung mit entsprechend deutlicher Markierung (rote Farbe) auf der Fahrbahn. Zudem sollte auch die Reduzierung des KfZ-Verkehrs in der Wallstraße durch “Anlieger frei”, statt “KfZ frei” endlich realisiert werden. (Auf Instagram haben wir auch noch ein Luftbild mit der Verkehrsführung)

“Mobilität der Zukunft: Visionen für Lüneburg” – Open-Air-Bilderausstellung am 16.9. im Rahmen der Mobilitätswoche

16.-22. September Europäische Mobilitätswoche: Eine Woche Mobilität für Menschen

In der Europäischen Mobilitätswoche widmen sich Städte und Gemeinden eine Woche unter dem Motto „Mix and Move! –  klimafreundlich mobil“ dem Thema nachhaltige Mobilität. Auch in Lüneburg wird es Veranstaltungen und Demonstrationen geben, um das Bewusstsein für nachhaltige Mobilität zu schärfen und die Mobilitätswende voranzubringen. Der Radentscheid Lüneburg beteiligt sich am Samstag, den 16. September mit einem Beitrag im Rahmen der Veranstaltung von Parents for future auf dem Marienplatz. 

Unsere Open-Air-Ausstellung “Mobilität der Zukunft – Visionen für Lüneburg” illustriert dort auf großformatigen Bildern unseren realen Alltag auf Lüneburgs Straßen und stellt diesem fantasievolle und menschenfreundliche Zukunftsvisionen einer lebenswerten Stadt gegenüber.

Schaut doch mal vorbei, wir freuen uns!

Am Eröffnungstag der Europäischen Mobilitätstage, Samstag, 16. September 2023, wird ein Shuttle-Busverkehr der KVG vom Parkplatz der Theodor-Körner-Kaserne in die Innenstadt zum Platz Am Sande eingerichtet.

In einem Verkehrsexperiment ermöglicht der Busshuttle, die Anbindung zur Innenstadt zu testen. Der Parkplatz der Theodor-Körner-Kaserne ist für dieses Experiment optimal, da er in direkter Nähe zur B4 liegt und für Shuttlefahrten die optimale Größe hat. Den Standort des Parkplatzes und die Abfahrtszeiten könnt ihr dem Lageplan Parkplatz und Fahrplan Busshuttle entnehmen.

Am 16. September 2023 findet ein weiteres Verkehrsexperiment statt. Ein Zugshuttle der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. fährt vom stillgelegten Bahnhof Rettmer zum Bahnhof Lüneburg. Die Fahrtzeiten des Zugshuttles und weitere Veranstaltungen findet ihr im Flyer der Europäischen Mobilitätswoche 2023.

Im Rahmen der Aktionstage der Europäischen Mobilitätswoche sind viele weitere Veranstaltungen geplant:

Donnerstag, 14. September

19 Uhr: Foyer der VHS mit Julia Verlinden und Peter Pez

Freitag, 15. September: 

Parking Day, z.B. 14-18 Uhr VCD Bardowicker Straße

Samstag, 16. September

– 10-15 Uhr: Autofreier Marienplatz mit Lastenradprobefahren, Infoständen und Kaffee und Kuchen. Organisiert von den Parents For Future
– 17-18:30 Uhr Fahrradbusführer:innenschein auf dem Marktplatz (organisiert von JANUN Lüneburg e.V.)

– 19 Uhr Scala Programmkino: Film ‚Besser Welt als nie‘ (genaue Uhrzeit und mehr unter: https://www.scala-kino.net/filme). Organisiert von der Hansestadt Lüneburg.

Sonntag, 17. September

– 14-15 Uhr: Demo für flächengerechte Umgestaltung Schießgrabenstraße. Treffpunkt ist an der Scholze-Kreuzung. Organisiert vom VCD Elbe-Heide. Mehr Infos folgen auf der Seite des VCD: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide

 

Mittwoch, 20. September

– 17 Uhr: Fahrraddemo organisiert vom ADFC zum Erhalt der Brücke im Lüner Holz. Weitere Infos folgen auf der Webseite: https://lueneburg.adfc.de/
– 19:30 Uhr Scala Programmkino: Film ‚Why we cycle‘ (genaue Uhrzeit und mehr unter: https://www.scala-kino.net/filme). Organisiert von der Hansestadt Lüneburg. 

Alle Veranstaltungen und mehr Information auf dem Flyer: https://www.hansestadt-lueneburg.de/_Resources/Persistent/f/c/3/c/fc3c3cc18ae17a2e95991d09e95b061b7b40bc9d/Flyer_Europ%C3%A4ische%20Mobilit%C3%A4tswoche%202023_online%20Version.pdf

Kommt die Fahrrad-Klimawende in Lüneburg? Nein, noch nicht… Ergebnisse des ADFC-Fahrradklimatests

Alle zwei Jahre wird bundesweit vom ADFC mit Unterstützung des Verkehrsministeriums  der Fahrradklimatest durchgeführt.
Die Lüneburger Radfahrer:innen bewerten die Bedingungen im Durchschnitt mit der Schulnote 3,9. Das ist nicht zufriedenstellend, aber – um eine typische Argumentation von Schüler:innen heranzuziehen – nicht schlecht, wenn alle anderen auch nicht viel besser sind. In der Gruppe der Mittelstädte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner:innen belegt Lüneburg Rang 34 von 113, wobei Spitzenreiter Nordhorn lediglich die Note 2,8 vorweisen kann, und der Letzte bei der katastrophalen Note 5,15 liegt. In den letzten 10 Jahren verharrte Lüneburg zwischen den Noten 3,6 und 4,0 und hat sein Ergebnis im Fahrradklimatest leider nicht signifikant verbessern können.
Bei Platz 34 von 118 könnte man auf den ersten Blick denken, dass Lüneburg im vorderen Mittelfeld ist und dass das doch ganz gut klingt, gleichzeitig schneiden die Mittelstädte insgesamt sehr, sehr schlecht ab.

In Lüneburg  werden der öffentliche Fahrradverleih, geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und die Ausschilderung als gut bewertet, ebenso wie die Tatsache, dass das Fahrrad von allen Bevölkerungsgruppen genutzt wird. Schlechte Noten gab es hingegen für die Führung des Radverkehrs an Baustellen, für das Fahren im Mischverkehr mit den Autos, für Ampelschaltungen (Stichwort Bettelampeln!), für die Mitnahme des Rads im ÖPNV und für Breite und Oberflächen der Radwege. 

Als Fazit lässt sich sagen, dass Lüneburg erneut schlecht abgeschnitten hat. Die für die Kriterien einer Fahrradstadt entscheidenden big points, wie „Fahren auf Radwegen“, „Fahren im Mischverkehr“, „Oberfläche“ etc. wurden deutlich unterdurchschnittlich, gerundet mit der Note 5 bewertet. Allein weiche Kriterien wie „es gibt viele Radfahrende“ oder „Berichterstattung“ retten die Note in den 3er-Bereich. Wenn man berücksichtigt, dass die Nr. 1-Städte in allen Größenkategorien gerade mal befriedigende Ergebnisse vorzeigen können, wird deutlich, was Platz 34 unter dieser Prämisse bedeutet – einen völlig inakzeptablen Zustand der Radverkehrsinfrastruktur.

Es könnte so schön sein – Mut und Visionen verzweifelt gesucht

 

 

Zukunftsstadt Lüneburg – wie kommen wir dahin? Wer sich die Visual Utopias des “digitalen Gärtners” Jan Kamensky anschaut, bekommt einen guten Eindruck davon, was eine resiliente Innenstadt ist: aus Sicht von Klimaexpert:innen mehr und vor allem etwas anderes als die weitere Ankurbelung von Umsatz mithilfe verkaufsfördernder Eventkultur plus ein paar Sitzbänken. Eine resiliente Innenstadt nimmt auch und vor allem den Klimawandel und die Menschen in den Blick: Welche Maßnahmen sind nötig, um Aufenthaltsqualität in sich immer stärker aufheizenden Innenstädten zu gewährleisten? Wie kann der öffentliche Raum Innenstadt lebendig bleiben, wenn es absehbar weniger „Wohlstand“ und damit Konsum geben wird? Wie können, wie in Kopenhagen, kommerzielle Partikularinteressen durch eine Orientierung am Gemeinwohl ergänzt werden?

Die UNESCO hat Kopenhagen zur Welthauptstadt der Architektur 2023 erklärt. Wesentlich für die Verleihung dieses Titels ist eine nachhaltige Stadtentwicklung, die sich den klimatischen Herausforderungen auch auf unkonventionellen Wegen stellt und pragmatische Lösungen entwickelt. Reduktive Moderne, Schwammstadt und Fahrradstadt sind beispielhafte Begriffe dafür. Und auch ein weiterer wichtiger Aspekt lebenswerter Städte, der soziokulturelle, verwirklicht sich u.a. in der Stadtplanung. Ein paar kleine Beispiele: ein für alle zugängliches Areal wird auch als Schulhof genutzt (in Deutschland wahrscheinlich undenkbar) und füllt sich in den Pausen mit noch mehr Leben. Einige Funktionseinheiten eines Autoparkhauses (z.B. Treppen) können dank entsprechender Ausstattung als Fitnessstudio genutzt werden, öffentliche Plätze werden attraktiv und einladend gestaltet, um Begegnung zu ermöglichen und den Erholungswert zu steigern, kurz: die Stadt wird von den Menschen her gedacht und für die Menschen gemacht. Und klar, vieles ist auch hier noch nervig und verbesserungswürdig: vielspurige und hochfrequentierte Ausfallstraßen, Verkehrslärm, versiegelte Flächen. Unverkennbar ist aber: Kopenhagen hat sich seit langem auf den Weg gemacht. 

 

Diese Entschlossenheit bräuchte es auch in Lüneburg. Stattdessen verzögern aber übergeordnetes Recht und Vorschriften seit Jahren notwendige Maßnahmen oder ersticken sie im Keim. LokaleInteressensverbände und Parteien tun sich zudem schwer mit jedem Versuch, wenigstens auf der Ebene des Machbaren die notwendigen Antworten auf die vielleicht größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts zu finden und vor Ort und ganz konkret in die Umsetzung zu gehen. Hierzu gehört unbedingt der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel. Die politischen Kampagnen gegen die Verlegung von Radspuren auf Fahrbahnen, gegen die längst beschlossenen Maßnahmen zum Fahrradstraßenring oder auch gegen die nachhaltige Umgestaltung des Marienplatzes (habt Ihr ihn erkannt? – das Titelbild unseres Beitrags zeigt, wie schön er sein könnte) belegen dagegen die weitverbreitete Skepsis gegenüber klimafreundlichen Innovationen. So bleiben Chancen ungenutzt.

Wenn es nach LCM und IHK ginge, sollte die kriselnde Innenstadt am besten als autogerechte Einkaufszone weiterbestehen. Schuld am unübersehbaren Niedergang, da ist man sich auch mit SPD und CDU einig, seien aber nicht etwa marktgetriebene Entwicklungen, sondern die „Radfahrlobby“ und die parkplatzvernichtende Verwaltung.

 Und wie sieht eine umweltfreundliche Mobilität der Zukunft aus? Spricht man Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik darauf an, verweisen diese auf den gegenwärtig in der Entstehung begriffenen Nachhaltigen Urbanen MobilitätsPlan (NUMP). Abgesehen davon, dass dieser um Jahre zu spät kommt, lässt der breite Widerstand gegen notwendige Transformationsprozesse nichts Gutes ahnen. So bemühen SPD und CDU regelmäßig das Mantra „Lasst uns doch erstmal den NUMP abwarten“. Aber ist anzunehmen, dass die Parteien die Reduktion des Autoverkehrs und die Umwidmung von Parkplätzen eines Tages begeistert begrüßen werden, weil sie Teil des NUMP sind? Wohl kaum. 

Die Initiativen Unser Wasser, Klimaentscheid und Radentscheid haben gezeigt, dass Politik und Verwaltung ohne zivilgesellschaftliches Engagement nur sehr träge und zum Teil widerwillig zur Veränderung bereit sind. 

Wir bleiben dran.

Die Radtour ins Paradies – Niederlande, Groningen, Amsterdam

Bild oben: Fahrradschnellwege – Quelle: eigenes Bild – Radschnellwege werden in den Niederlanden sofort als solche erkannt und sind einheitlich gestaltet.

 

 

Meine kürzliche Reise in die Niederlande war eine Fahrt in eine andere Welt. Man verlässt sozusagen ein Entwicklungsland in Sachen Fuß- und Radverkehr und staunt in den Niederlanden über die Bevorzugung umweltfreundlicher Verkehrsarten. Das Besondere an der Radverkehrsinfrastruktur sind in erster Linie nicht etwa die spektakulären Bauten wie die nachfolgend beschriebene Fahrradbrücke oder riesige moderne Parkhäuser für tausende Fahrräder, sondern das flächendeckende Angebot an sehr breiten Zweirichtungsradwegen und Radschnellwegen in einheitlicher Gestaltung und mit einer eindeutigen Radverkehrsführung. Auffällig ist auch die Gleichberechtigung der Verkehrsarten, erreicht durch entsprechende Flächenaufteilungen und Ampelschaltungen. Zudem erleichtern innovative Maßnahmen wie eine grüne Welle für Radfahrer:innen, sensorgesteuerte Radverkehrsampeln, gut platzierte Druckschalter und Stützen vor Ampeln das Radfahren enorm.

Zweirichtungsradwege in Groningen und Amsterdam

Quelle: https://buchholz-faehrt-rad.de/exkursion-nach-groningen-2022085509/

Die Zweirichtungsradwege werden ähnlich gestaltet, fallen aber etwas schmaler aus. Auffällig im Vergleich zu Deutschland ist, dass die Oberflächen fast immer asphaltiert, manchmal betoniert, aber fast niemals gepflastert sind. Und auf Kanaldeckel, Randsteine und Schlaglöcher in den Radwegen wird hier auch verzichtet. Dadurch ist der Komfort sehr hoch.

Einseitige Radwege in der Innenstadt 

Quelle: https://buchholz-faehrt-rad.de/exkursion-nach-groningen-2022085509/

So muss ein Radweg aussehen. Perfekte Oberfläche, eindeutige Markierung, komfortable Breite.

Spektakuläre Bauten für den Radverkehr

Quelle: eigenes Bild

Eine nur für den Radverkehr gebaute Brücke. In den Niederlanden wird für den Radverkehr nicht mit Investitionen gekleckert, sondern geklotzt.

Geht doch ! Gute Beispiele aus Bremen (und Groningen)

Quelle: eigenes Bild

Der Kreisverkehr in Bremen ist beeindruckend. Trotz eines sehr hohen Verkehrsaufkommens fühlt man sich als Radfahrer:in absolut sicher. Durch die deutliche Markierung des Radwegs im Kreisverkehr wird dem Autoverkehr signalisiert, dass er die Vorfahrt des Radverkehrs zu beachten hat.

Quelle: https://buchholz-faehrt-rad.de/exkursion-nach-groningen-2022085509/

Ähnliche Qualität hat der Kreisverkehr in Groningen.

Quelle: eigenes Bild

Fahrradstraßen – eine der wenigen Radverkehrsmaßnahmen, die in Deutschland erfunden wurden. In Bremen vorbildhaft umgesetzt, denn hier verhält sich der Autoverkehr aufgrund der Gestaltung automatisch defensiv und beachtet den Vorrang des Radverkehrs.

Der Beitrag wurde mit freundlicher Unterstützung des Vereins “Buchholz fährt Rad” erstellt. Über oben genannte Quellen erfahrt ihr  mehr über den Verein.

Schokofahrt Ostern 23 – ein Abenteuer mit dem Lastenrad

Bild oben – Quelle: Eigenes Bild, Team vor der Abfahrt nach Deutschland

Erschöpft, aber auch ein wenig stolz, habe ich nun mein kleines Lastenrad-Abenteuer nach 9 Tagen und 1018 Kilometern geschafft. Zusammen mit vier Lastenradfans aus Buchholz habe ich mich am 4. April auf den Weg nach Amsterdam gemacht, um dort Schokolade der Firma Chocolat Makers zu laden, emissionsfrei nach Lüneburg zu transportieren und dort den Einzelhändlern zu übergeben. Angesichts der Strapazen und Pannen während dieser Tour sind wir schon stolz, das geschafft zu haben.

Was ist die Schokofahrt?

Fast 150 Lastenradfahrer:innen aus Deutschland machen sich zweimal im Jahr auf den Weg nach Amsterdam, um dort Schokolade der Firma Chocolat Makers zu laden und emissionsfrei in die Heimatstädte zu transportieren. Der Grundfür diese lange Radtour mit schweren Lastenrädern: “Wir möchten für nachhaltige Mobilität, CO2-neutralen Transport und bewussten Genuss werben. Eine Idee, ein Ziel. Wir verfolgen dabei keine kommerziellen Zwecke, sind non-profit-mäßig unterwegs und machen (außer für die Schokolade) keine Werbung für bestimmte Produkte.”

Quelle: Eigenes Bild, Ladung der Schokolade

 

Was macht die Schokolade der Chocolat Makers besonders wertvoll?

Die Kakaobohnen werden im Kongo, der Dominikanischen Republik, Peru und Kolumbien nach biologischen Methoden angebaut. Es werden keine Pestizide verwendet. Die Bauern erhalten Fortbildungen und können die produzierten Bohnen zu fairen Preisen verkaufen, so dass nicht nur ihr Lebensunterhalt gesichert ist, sondern auch der Schulbesuch ihrer Kinder.

Die Kakaobohnen und Rum werden mit einem alten Segelfrachtschiff in einer 3- bis 4-monatigen Fahrt ohne Emissionen nach Amsterdam verschifft. Ein Abenteuer, an dem übrigens jeder aktiv teilnehmen kann, allerdings nur gegen Zahlung eines hohen Reisepreises.

Quelle: Eigenes Bild, Produktion der Schokolade

In Amsterdam produzieren die Chocolat Makers aus den Kakaobohnen sehr hochwertige Schokolade. Dabei wenden sie alte, bewährte und zeitaufwändige Produktionsmethoden an, um einen besonders intensiven Geschmack zu erzeugen. Die Kakaobohnen der verschiedenen Herkunftsländer werden in der Produktion nicht gemischt, so dass die besonderen Geschmacksrichtungen der Anbaugebiete erhalten bleiben. Die Produktion ist ebenfalls emissionsfrei, denn auf dem Dach des Produktionsgebäudes befindet sich eine riesige Photovoltaikanlage.

Wer kann an der Schokofahrt teilnehmen?

Alle die  sich körperlich zutrauen, mit einem beladenen Lastenrad ca. 100 km pro Tag zu fahren. Es ist keine Voraussetzung, selbst einszu besitzen, denn es stehen auch frei verfügbare Lastenräder in begrenzter Zahl zur Verfügung. Die Räder können auch während der Tour weitergegeben werden, so dass in Absprache mit anderen Teilnehmer:innen nur einzelne Abschnitte der Tour gefahren werden müssen.

Mehr Informationen zur Schokofahrt findest du hier: https://schokofahrt.de/netzwerk-kontakt/

Mehr Informationen über die Chocolat Makers: https://chocolatemakers.nl/de/

Neugierig geworden? Wer beim nächsten Plenum des Radentscheids teilnimmt, darf verschiedene Sorten der um die Welt gereisten Schokolade probieren. Ansonsten könnt ihr sie auch bei Tschorn am Sande kaufen!

Inhalts-Ende

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