Ihr wollt den NUMP – uns doch egal!

Fußtritt für klimafreundliche Mobilität in Lüneburg - der Nachhaltige Urbane MobilitätsPlan wurde in der gestrigen Ratssitzung abgelehnt

Unbeeindruckt von Vermittlungsversuchen der Verwaltung, Apellen aus der Bürgerschaft, unzähligen Briefen und einer Demonstration für den NUMP am Sitzungsort hat der Rat der Hansestadt den NUMP-Prozess gestern beendet. Ein „Danke – das wars“ für die Beteiligung. Die Mobilitätsplanung für Lüneburg ist auf RESET gesetzt. Den in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeiteten Zwischenstand „als übergeordneten Handlungsrahmen anzuerkennen“, ging dem Rat zu weit und wurde mit 19 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung in geheimer Wahl abgelehnt.

Nun soll die Verwaltung dem Mobilitätsausschuss „rechtzeitig vor Beginn der Haushaltsberatungen“ – also wohl 2027, denn für die derzeitige Haushaltsplanung 2025/2026 dürfte es zu spät sein – eine Liste konkreter einzelner Maßnahmen vorlegen, wobei „die Polizei und Vertreter der örtlichen Wirtschaft (Handwerkskammer, IHK, LCM) zur Bewertung der Sicherheits- und wirtschaftlichen Aspekte eingebunden werden sollen, um eine umfassende Prüfung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu gewährleisten“. Weitere Stakeholder sollen nur noch insoweit beteilig werden, als in der Sitzung des Mobilitätsausschusses, in der die Maßnahmen ausgewählt und priorisiert werden, „auch Fragen und Anregungen von Einwohnerinnen und Einwohnern Lüneburgs zugelassen werden sollen“. Und als besonderes Bonbon für alle Interessierten: „Der räumliche Mehrbedarf ist bei der räumlichen Planung angemessen zu berücksichtigen“.

Damit offenbaren SPD, CDU und FDP wie fadenscheinig ihre Rufe nach einer „breiteren Interessenberücksichtigung“ sind, wann immer Pläne für Verkehrswendemaßnahmen in Lüneburgs politischen Gremien zur Debatte stehen. Bisher wurde gerne auf den NUMP verwiesen: anstelle von Einzelmaßnahmen, die wohlmöglich allein Partikularinteressen von Radfahrer:innen und Fußgänger:innen dienen könnten, sollte im NUMP in einem breiten Beteiligungsprozess ein umfassendes Planungskonzept unter Berücksichtigung der Interessen aller Verkehrsträger und Stakeholder entstehen. Im NUMP wurde wirklich jede:r beteiligt, der/die sich beteiligen wollte. Im Beirat des NUMP waren neben Radentscheid, VCD und ADFC ebenso Wirtschaftsvertreter wie IHK, Handwerkskammer, LCM, LMG, Lüneburger Gastronom:innen sowie der ADAC, die Polizei und andere beteiligt. Der Einwand von FDP und CDU, die Wirtschaft sei bisher nicht gleichberechtigt beteiligt und Wirtschaftsinteressen seien nicht berücksichtigt worden, ist einfach nicht wahr.

Dass sich einige trotz Einladung, wie SPD, CDU und FDP, nicht oder nur zögerlich am NUMP beteiligt haben und auf vielen Sitzungen einfach nicht präsent waren, ist schade. So konnte unter denjenigen, die sich mit dem NUMP bisher gar nicht befasst haben, auch keine Kenntnis oder Akzeptanz für den Prozess und dessen Zwischenergebnisse entstehen. Wortbeiträge einiger Ratsmitglieder in der Debatte im Rat ließen vermuten, dass sie möglicherweise nicht einmal verstanden hatten, dass der NUMP noch nicht abgeschlossen ist, bisher nur ein Zwischenergebnis und kein fertiges Konzept vorliegt, ein Abschlussbericht erst in 2025 ansteht, und die jetzige Beschlussvorlage lediglich dazu dienen sollte, für die weiteren Planungen Haushaltmittel in den aktuellen Haushaltsplanungen für den Doppelhaushalt 25/26 vorsehen zu können.

Die Verwaltung hatte die ursprüngliche Beschlussvorlage bereits mehrfach geändert, um den – aus der Luft gegriffenen – Bedenken von SPD, CDU und FDP Rechnung zu tragen, sie würden mit einer Zustimmung irgendwelche unbezahlbaren Verpflichtungen schaffen oder gar ein festsehendes Maßnahmenpaket beschließen. Die dafür gefundene Formulierung „Hierdurch wird keine Verbindlichkeit zur Umsetzung einzelner Maßnahmen hergestellt.“ fanden SPD, CDU und FDP jedoch weiterhin zu verbindlich. Dass ein FDP-Vertreter nach der langen Debatte im Rat unmittelbar vor der Abstimmung nachfragte, welche Fassung der Verwaltung eigentlich zur Abstimmung stehe, und hinterher eine Diskussion im Rat hierüber aufkam, offenbarte allerdings auch, dass viele Ratsmitglieder die Vermittlungsbemühungen der Verwaltung und die Vorlageänderungen gar nicht so genau verfolgt hatten.

Dass SPD, CDU und FDP ihren Änderungsantrag im Rat auch noch damit begründeten, die Verkehrswende könne nur dann erfolgreich sein, „wenn alle Beteiligten frühzeitig eingebunden werden und die Bevölkerung über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen informiert ist“,  ist an Hohn kaum noch zu übertreffen.

Traurig und fatal für Lüneburg. Ein vielversprechender Prozess ohne Abschluss, viele verbrauchte Ressourcen,  viel vergangene Zeit, viel beschriebenes Papier, viel Verdruss – weiter geht’s.

Fatales Signal in Zeiten der Klimakrise – Umbau der Dahlenburger Landstraße

Die aktuellen Planungen zum Aus- und Umbau der Dahlenburger Landstraße in Lüneburg werfen erhebliche Zweifel an der Vereinbarkeit mit den Zielen einer echten Verkehrswende auf.

Statt nachhaltige Mobilität zu fördern, zielt dieses Projekt vor allem darauf ab, den motorisierten Individualverkehr (MIV) weiter auszubauen und zu beschleunigen. Die geplante Erweiterung um eine zusätzliche Fahrspur für den Autoverkehr widerspricht direkt den Bestrebungen des Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans (NUMP) der Stadt Lüneburg, der den Umweltverbund (Fuß-, Radverkehr und ÖPNV) priorisieren soll.

Besonders kritisch ist die geplante Fällung von dutzenden Bäumen entlang der Straße, um Platz für die zusätzliche Autospur zu schaffen. Diese Maßnahmen senden in Zeiten der Klimakrise ein fatales Signal. Bäume, die für das Stadtklima und die Luftqualität von zentraler Bedeutung sind, werden für eine Verkehrsplanung geopfert, die weiterhin auf das Auto setzt, anstatt auf eine nachhaltige und grüne Stadtentwicklung.

Auch der Radverkehr wird in den Planungen vernachlässigt. Obwohl Radfahrer:innen auf einem Hochbordradweg geführt werden sollen, wird dieser durch den Ausbau der Autospuren und die neuen Abbiegesituationen an den Kreuzungen benachteiligt. Das Ergebnis: Noch mehr Bevorzugung des MIV und noch weniger Raum für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel.

Diese Maßnahmen stehen in direktem Widerspruch zu den Zielen des NUMP und sind kontraproduktiv im Hinblick auf die dringend notwendige Bekämpfung der Klimakrise. Eine Stadt, die sich der Mobilitätswende verschreibt, darf nicht weiterhin Projekte umsetzen, die den motorisierten Individualverkehr fördern. Stattdessen muss der öffentliche Raum verstärkt für Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und den ÖPNV zugänglich gemacht werden.

Dass dieses Vorhaben dennoch vorangetrieben wird, zeigt leider, wie stark die Verwaltung und Politik in Lüneburg weiterhin den Fokus auf das Auto setzen. Der Ausbau der Dahlenburger Landstraße ist ein weiteres Beispiel dafür, wie kurzfristige Lösungen für den Autoverkehr über die langfristigen Klimaziele gestellt werden.

Die Verkehrswende in Lüneburg erfordert den Mut zur Umverteilung des öffentlichen Raums und eine klare Priorisierung des Umweltverbunds. Genau das fehlt bei diesem Projekt. Die Stadt muss dringend ihre Prioritäten überdenken, um tatsächlich zukunftsfähige und klimafreundliche Mobilitätsstrukturen zu schaffen.



NUMP – Eine große Chance für Lüneburg und die Verkehrswende

Der vom Rat 2020 initiierte „Nachhaltige Urbane Mobilitätsplan“ (NUMP), der den Handlungsrahmen und die Grundsätze der Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung für die kommenden Jahre festlegen sollte, hat ein weiteres Etappenziel erreicht, das möglicherweise bereits sein Ende bedeuten könnte.

Auf Basis der Anfang des Jahres abgeschlossenen Bestandsanalyse wurden in einem breit angelegten Beteiligungsprozess Empfehlungen erarbeitet, die den Verkehr umweltfreundlicher und sozial gerechter gestalten sollen. Sie wurden im August 2024 vom mit dem NUMP beauftragten Planungsbüro in Form von 30 „Maßnahmensteckbriefen“ vorgelegt. Nach dem im Jahr 2021 vereinbarten Prozedere sollte der Rat diese noch groben Empfehlungen in seiner Oktobersitzung als übergeordneten Handlungsrahmen billigen, so dass das Planungsbüro einen Anschlussbericht erstellen und die Verwaltung auf dieser Basis Einzelmaßnahmen priorisieren und konkretisieren kann, die dann ab 2025 in den politischen Gremien beraten und beschlossen werden können.

Ob es hierzu noch kommt, steht jedoch in den Sternen, nachdem die SPD, CDU und FDP den Maßnahmensteckbriefen in der Ratssitzung im Oktober ihre Zustimmung verweigert und den NUMP mit fadenscheinigen Begründungen massiv attackiert haben.

Nachdem sie jahrelang bei verkehrsplanerischen Diskussionen auf den NUMP verwiesen haben, stellten sie nun plötzlich genau dieses Konzept in Frage. So bemängelten sie, der NUMP berücksichtige Wirtschaftsinteressen nicht, grenze Autofahrer:innen aus, eine Zustimmung durch den Rat gebe der Stadt einen Freibrief zur Umsetzung nicht finanzierbarer Maßnahmen. Alles abwegige, leicht widerlegbare Vorwürfe, aber auf eine sachliche Auseinandersetzung kam es den Parteien offensichtlich nicht an.

Das hat weitreichende Folgen: Durch den eingelegten Rückwärtsgang werden Unsummen an Steuergeldern verschwendet. Außerdem machen die drei Parteien durch ihr Verhalten deutlich, dass sie das monatelange Engagement aller Bürger:innen und Stakeholder im NUMP kaltschnäuzig ignorieren und dass sie das Ziel einer Verkehrswende hin zu weniger motorisiertem Autoverkehr und einem höheren Anteil nachhaltiger Mobilität nicht mehr mittragen – etwa das in den bereits vorhandenen Konzepten und Plänen der Stadt enthaltene Ziel, den Anteil des Radverkehrs an allen Wegen solle zukünftig 35% betragen.

Ob der NUMP zu Ende geführt oder neu aufgerollt wird, wird der Rat in seiner nächsten Sitzung am 28.11.2024 entscheiden.

Was beinhalten nun aber die 30 Maßnahmensteckbriefe, die eine so massive Gegenwehr von SPD, CDU und FDP auf den Plan rufen? Kurz vorweg: viel Gutes, aber den erhofften großen Schub für die Verkehrswende leider auch nicht. Große Schritte zur Umverteilung von Verkehrsraum wie die Einrichtung von Einbahnstraßen oder echter Fahrradstraßen unter Ausschluss motorisierten Verkehrs sind in den Steckbriefen nicht enthalten.

Die erarbeiteten Maßnahmen gliedern sich in diese sechs Themenfelder:

  1. Fußverkehr: Ein strategischer Ausbau des Fußwegenetzes soll Sicherheit und Barrierefreiheit erhöhen, um Fußgänger:innen besser zu integrieren.
  2. Radverkehr: Geplant ist ein störungsfreies Radverkehrsnetz mit verbesserten Abstellanlagen. Der Radverkehr soll als umweltfreundliche Alternative zum Kfz-Verkehr gestärkt werden.
  3. Verkehrsberuhigung: Verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit, wie z. B. Tempo-30-Zonen, sollen in den Stadtteilen für mehr Sicherheit und Lebensqualität sorgen. Konzepte wie „Superblocks“ könnten die Innenstadt und Wohnviertel deutlich beruhigen.
  4. Öffentlicher Raum: Plätze und Wohnquartiere werden zu grünen, attraktiven Aufenthaltsorten mit mehr Begrünung und Sitzmöglichkeiten umgestaltet.
  5. Elektromobilität: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird angesichts der wachsenden Anzahl von Elektrofahrzeugen forciert. Hier wird besonderes Augenmerk auf dichte Wohngebiete gelegt.
  6. Digitalisierung und Mobilitätsmanagement: Gezielte Mobilitätskampagnen und ein Mobilitäts-Dashboard sollen helfen, die Mobilitätswende besser sichtbar und verständlicher zu machen.

Für den Radverkehr wurden vier Maßnahmenkataloge genannt: Netzkonzeption, Störungsarmes Radfahren, Stärkung der Wahrnehmung des Radverkehrs, Radabstellanlagen.

Die Maßnahmen zum Radverkehrsnetz stimmen in vielen Punkten mit den Forderungen des Radentscheids überein. Beispielsweise sind zu nennen:

  • neue sichere, getrennte Radwege entlang der Hauptverkehrsrouten (3 km pro Jahr)
  • wo der Platz für neue Infrastruktur fehlt, die sichere Führung im Mischverkehr durch Absenkung der Höchstgeschwindigkeit
  • Markierung von Radpiktogrammen, Öffentlichkeitsarbeit
  • neue Fahrradstraßen einrichten, z.B. Barckhausenstraße, Scharnhorststraße, Schützenstraße, Schomakerstraße, Thorner Straße.

Darüber hinaus wurden als Maßnahmen genannt:

  • Nahmobilitätskonzepte für die Stadtteile entwickeln
  • Ausreichende Beleuchtung, Beschilderung und gute Oberflächen auf den Nebenstrecken und Radschönrouten

Ein weiterer Maßnahmenkatalog bezieht sich auf das störungsarme Radfahren und meint damit beispielsweise:

  • Beseitigung von Hindernissen wie Umlaufsperren,
  • konsequente Instandhaltung und Beseitigung von Laub und Schnee sowie Rückschnitt von Pflanzen, die in den Verkehrsraum ragen.

Außerdem soll die Wahrnehmung des Radverkehrs gestärkt werden, beispielsweise mit Radzählstationen, Fahrradreparaturstationen und Grünphasenprojektion.

Noch ein wichtiges Maßnahmenbündel bezieht sich auf ein wichtiges Ziel des Radentscheids: der Ausbau der Radabstellanlagen. Dabei werden viele Ideen des Radentscheids aufgegriffen: witterungsgeschützte Unterstände, erhöhter Sicherheitskomfort, Integration der Radabstellanlagen in Mobilitätsstationen usw.

In einem Punkt wird sogar explizit das Ziel des Radentscheids aufgenommen: 100 Radabstellplätze pro Jahr, die nicht zu Lasten des Fußverkehrs gestaltet werden.

Alle Maßnahmen werden hinsichtlich verschiedener Zielkriterien wie z.B. Emissionen, Erreichbarkeit, Flächengerechtigkeit, Zeit und Kosten in einer übersichtlichen Matrix bewertet.

Insgesamt denken wir, dass mit den Maßnahmensteckbriefen eine gute Grundlage geschaffen wurde, um konkrete Maßnahmen auszuarbeiten.

Der NUMP ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer echten Verkehrswende. Die klare Fokussierung auf Fuß- und Radverkehr sowie die gerechtere Aufteilung des öffentlichen Raums sind entscheidende Maßnahmen, um Lüneburg umweltfreundlicher und lebenswerter zu machen. Besonders die Konzepte zur Verkehrsberuhigung, wie Superblocks, könnten dazu beitragen, dass Lüneburg zu einem Vorreiter für nachhaltige Stadtplanung wird.

Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen weiterhin einen politischen Beschluss erfordern – und hier liegt die Herausforderung. Insbesondere die SPD und CDU in Lüneburg haben in der Vergangenheit immer wieder Vorstöße in Richtung Verkehrswende blockiert oder abgeschwächt. Selbst wenn der NUMP die Ratssitzung am 28.11.2024 übersteht ist daher fraglich, ob die Pläne umgesetzt werden. Diese politische Blockadehaltung steht den drängenden Bedürfnissen nach einer klimagerechten Mobilität und einer gerechteren Flächennutzung entgegen.

Die Förderung der Elektromobilität ist zwar ein wichtiger Zwischenschritt, doch es sollte nicht das Endziel sein, den bestehenden Autoverkehr lediglich zu elektrifizieren. Eine echte Verkehrswende bedeutet, den Autoverkehr insgesamt zu reduzieren und nachhaltige Alternativen wie den ÖPNV und Radverkehr massiv zu stärken.

Insgesamt bietet der NUMP eine solide Grundlage für eine klimafreundliche Zukunft, doch die Umsetzung hängt nun vom politischen Willen ab.

Wir hätten uns deutlich engagiertere NUMP-Maßnahmen gewünscht. Aber demokratische Entscheidungen sind nun mal oft nur Kompromisse. Dies sollten auch die drei Parteien ehrlich anerkennen.

Die 30 Maßnahmensteckbriefe wurden auf 74 Seiten beschrieben und können hier heruntergeladen werden:

https://www.hansestadt-lueneburg.de/bauen-und-mobilitaet/mobilitaet/nump.html

Europäische Mobilitätswoche: 16. bis 22. September 2024 – Lüneburg macht mit!

Die Europäische Mobilitätswoche findet vom 16. bis 22. September 2024
europaweit statt. Auch in Lüneburg gibt es in diesem Zeitraum zahlreiche
Angebote mit dem Ziel, die Nutzung nachhaltiger Mobilität zu fördern.

Die Mobilitätswoche findet jedes Jahr im Herbst statt und ist die weltweit größte Kampagne für nachhaltige Mobilität. Zum Start lädt die Hansestadt schon am 15. September ein zu Film und Diskussion und am 20. September 2024 zu einem „Mobilitätsmarkt“ vor dem Rathaus. VCD, FFF, Radentscheid Lüneburg und viele weitere Initiativen sind ebenfalls dabei.

Geplante Veranstaltungen:

  • Sa., 14.9. Flashmob: 10-10:30 Uhr, Ort: Vor dem Neuen Tore (zum Auftakt der EMW)
  • So., 15.9. Dokumentarfilm „A Human Ride“: 19 Uhr, Zentralgebäude der Leuphana Universität 
  • Do., 19.9. Nightride: Alles was rollt: 19 bis 21 Uhr, Start: Marktplatz, dann 2 x Stadtring. Für Räder, Skateboards, Inlineskates, u. v. m 
  • Do., 19.9. Erkundungstour im Hanseviertel-Ost: 17 bis 19.30 Uhr, Treffpunkt: Kreisverkehr vor dem ASB
  • Fr., 20.9. FFF: Fahrraddemo Klimastreik: 13 bis 14 Uhr, Start: An der Rudolf-Steiner-Schule, Ende: Bardowicker Straße
  • Fr., 20.9. Parking Day – Parkplätze temporär umnutzen: 14 bis 17 Uhr, Bardowicker Straße; 14:30 bis 18:00 Mobilitätsmarkt auf dem Marktplatz
  • Sa., 21.9. Kunst kommt in die Öffentlichkeit: 10 bis 14 Uhr, Marienplatz
  • Sa., 21.9. Lastenrad Probefahren: 16 bis 19 Uhr, Sülzwiesen 
  • So., 22.9. Aktion Flächengerechtigkeit: 14 bis 15:30 Uhr Schießgrabenstraße

Weitere Infos:

 

https://www.hansestadt-lueneburg.de/bauen-und-mobilitaet/mobilitaet/europ.html


Wo soll die „Premiumroute Lüneburg-Adendorf-Scharnebeck“ verlaufen? Informations- und Beteiligungsveranstaltung am 4. Juni 2024

Der Ausbau einer “Premium” – Radroute auf 3 Meter Breite und mit verbesserter Oberfläche soll Scharnebeck und das dortige Schulzentrum mit Adendorf und dem Bahnhof Lüneburg verbinden und ist prioritärer Bestandteil des landkreisweiten Radverkehrskonzepts (RVK) des Landkreises Lüneburg aus dem Jahr 2019. Einige Abschnitte entlang der Kreisstraßen setzt der Landkreis bereits um.

Für die übrigen Streckenabschnitte hat das beauftragte Planungsbüro Rambøll, das die Entwicklung Kopenhagens maßgeblich geprägt hat und heute in 35 Ländern vertreten ist, nun Varianten erarbeitet. Noch offen ist insbesondere die Führung durch das Lüner Holz, hierfür stehen vier Varianten zur Wahl. Die kürzeste und vom Planungsbüro favorisierte Variante verläuft am Bahndamm entlang der Bahnstrecke Lüneburg-Lübeck, wird jedoch von der Stadt für eher nicht realisierbar erachtet, da sie eine eigene Behelfsbrücke über die B4 erfordert. 

Auch bei der weiteren Gestaltung dieses Streckenabschnitts weichen die Vorstellungen der Stadt von den Empfehlungen der Planer ab: Das Planungsbüro befürwortet eine witterungsunabhängige Direktroute durchs Lüner Holz. Um den Radverkehrsanteil am Pendleraufkommen spürbar zu steigern, solle eine ganzjährige Befahrbarkeit dieser Route mit dem Zeitvorteil aufgrund ihrer direkten Führung verknüpft werden. Die Stadtverwaltung möchte dagegen aus naturschutzfachlichen Gründen lieber eine Schönwetterstrecke mit einer wassergebundenen Decke aus Schotter und Split und ohne Beleuchtung planen. Als Winterroute soll der asphaltierte straßenbegleitende Radweg nach Adendorf entlang der B209 in ganzer Länge auf das Mindestmaß von 2,50 Meter Breite ausgebaut werden. Das Verkehrswendebündnis Lüneburg und der Radentscheid schließen sich der Empfehlung des Planungsbüros an und fordern eine Allwetterroute durchs Lüner Holz. Die “Premiumroute” ist ein begrüßenswertes Vorhaben und trägt zu einer Reduzierung des Autoverkehrs bei, soweit sie alltagstauglich gebaut wird. 

Um gemeinsam die beste Route zu finden, lädt die Stadt Lüneburg alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sowie Initiativen und Verbände am Dienstag, 4. Juni, ab 17 Uhr zu einer Informations- und Beteiligungsveranstaltung in die Grundschule Adendorf (Weinbergsweg 13, 21365 Adendorf) ein. Die Varianten werden vorgestellt, Vor- und Nachteile diskutiert und Ergebnisse der Vorplanungen geteilt. An Thementischen zu den drei beteiligten Ortschaften sollen Hinweise gesammelt werden. Im Blick sind vor allem sogenannte Fokuspunkte wie die Bahnunterführung in Adendorf, die Anbindung der Schulstandorte in Scharnebeck oder die Querung der Erbstorfer Landstraße in Lüneburg. Das Planungsbüro möchte durch die Beteiligung der Öffentlichkeit für die weitere Planung lokales Wissen nutzen und mögliche Konflikte frühzeitig aufdecken.

Für die noch fehlenden Streckenabschnitte ist ein Entwurf Ende 2025, eine Umsetzung laut Planungsbüro „noch in diesem Jahrzehnt“ zu erwarten. Wir wünschen der Veranstaltung am 04.06. rege Beteiligung, der „Premiumroute“ eine rasche Umsetzung, und uns noch viele solcher Premiumradwege.

(c) Bild: Trassenvarianten der Premiumroute, Präsentation “Interkommunale Radpremiumroute Lüneburg – Adendorf – Scharnebeck”, Anlage 1 (S. 23) zur Sitzung des Mobilitätsausschusses am 17.04.2024, https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/to010.asp?SILFDNR=7186

Transparenz auf Lüneburgs Weg zur Klimaneutralität – Der Radentscheid im Local Zero Monitoring des Klimaentscheids

Mit einem Monitoring von Klimaschutzmaßnahmen will die Lüneburger Initiative Klimaentscheid Transparenz auf dem Weg Lüneburgs zur Klimaneutralität herstellen. Dabei wird auch die Umsetzung der im Radentscheid formulierten Ziele beobachtet. Lokale Fortschritte sowie bestehende Herausforderungen und Hemmnisse beim Klimaschutz werden auf einer Webseite übersichtlich dargestellt, die am 14.05.2024 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: https://monitoring.localzero.net/hansestadt-luneburg/

Im Fokus des Monitorings stehen die Maßnahmen des Lüneburger Klimaschutzplans und deren aktueller Umsetzungsstand. Eines der Ziele im Klimaschutzplan ist, den Radverkehrsanteil auf 35 % am Modal Split zu erhöhen. Dafür sind die im Radentscheid formulierten Ziele eine wichtige Voraussetzung, wie eine Sanierung maroder und Errichtung fehlender Radwege sowie die Verbesserung der Sicherheit auf den Radwegen und an Straßenkreuzungen. Eine Verkehrszählung 2021 entlang bzw. in der Nähe des Stadtrings hat einen Radverkehrsanteil von 14,1 % ergeben. Der bisherige Fortschritt wird auf der Local Zero Monitoring Website zutreffend weitgehend mit “fehlt/verzögert” angegeben. 

Mit der Monitoring-Webseite sollen auch Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Prioritäten aufgezeigt werden und eine Diskussionsgrundlage für den Austausch zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Stadtverwaltung und Lokalpolitik geschaffen werden.

(c) Bild: Screenshot der Local Zero Monitoring website des Klimaentscheids: https://monitoring.localzero.net/hansestadt-luneburg/massnahmen/mobilitat/fahrrad/

Freie Fahrt fürs Rad – Lüneburg soll Fahrradgrünpfeile bekommen

Am 17. April hat sich der Ausschuss für Mobilität einstimmig für den Antrag des VCD Elbe-Heide ausgesprochen, Fahrradgrünpfeile in Lüneburg einzurichten. 

Das in Deutschland seit 2020 zulässige Verkehrsschild, welches es Radfahrenden bei roter Ampel erlaubt, nach rechts abzubiegen, ist in den Nachbarländern Niederlande, Dänemark und Frankreich bereits erfolgreich erprobt und wird nun in vielen deutschen Orten eingesetzt. In Lüneburg sollen die Verkehrszeichen laut Empfehlung vom 17. April zunächst an mindestens fünf Stellen in Lüneburg angebracht werden.

Der VCD Elbe-Heide hat hierfür acht Kreuzungen vorgeschlagen, nach Aussage der Verwaltung ist eine Prüfung an diesen Knotenpunkten grundsätzlich möglich. Durch die umfassende verwaltungsinterne Abstimmung bei begrenzten personellen Kapazitäten in der Straßenverkehrsbehörde sowie bei den notwendigen Abstimmungen mit der Polizei habe die Maßnahme seitens der Verwaltung bislang leider nicht mit einer hohen Priorität versehen werden können.

Näheres siehe: https://niedersachsen.vcd.org/der-vcd-in-niedersachsen/elbe-heide/pressemitteilung-lueneburg-bekommt-fahrradgruenpfeile-lueneburg

3. Kidical Mass – schön war’s!

Am 5. Mai radelte die 3. Kidical Mass durch  Lüneburg – die familienfreundliche Demo für eine bessere Radinfrastruktur, Klimaschutz und vor allem mehr Platz für Kinder, Familien und schwächere Verkehrsteilnehmende fand großen Anklang.

Trotz regnerischen Wetters waren wir knapp 200 Radelnde und haben eine große Runde durch die Stadt gedreht. So glatt, ruhig und stressfrei könnte es sein, wenn der Straßenraum anders aufgeteilt wäre.

Am Ende gab es ein kleines Fest mit Eis, Kuchen und Spielen im Kurpark. Es war richtig schön und wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

Gemeinsam haben wir ein Zeichen für eine kinderfreundliche Mobilitätswende gesetzt und hatten dabei richtig viel Spaß!

Fotos: Malte Hübner

Breite und durchgängige Radwege gefordert! – Zum Analysebericht des NUMP

Im Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplan (NUMP) wird die Schaffung durchgängiger und ausreichend dimensionierter Radverkehrsinfrastrukturen gefordert. Der Analysebericht fasst die Stärken und Schwächen des Radverkehrs in Lüneburg zusammen und definiert zentrale Handlungserfordernisse.

Die erste Phase des Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans, der die strategischen Grundsätze der Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung in Lüneburg für die nächsten 10-15 Jahre festlegen soll, ist abgeschlossen. Der Analysebericht hebt hervor, dass Lüneburg aufgrund der kompakten Stadtstruktur sehr gute Grundvoraussetzungen für den Radverkehr bietet und das Fahrrad einen hohen Stellenwert in der Mobilität einnimmt. Während die Radverkehrspolitik in Lüneburg weit zurückreiche und seit 1990 vielfach Ziele für die Radverkehrsförderung definiert und fortentwickelt worden seien, seien die bestehenden Radverkehrsanlagen jedoch zum Großteil unterdimensioniert und würden noch überwiegend im Mischverkehr geführt.

Als Stärken des Radverkehrs führt der Bericht die politisch beschlossenen Leitbilder, den Radentscheid, die schrittweise Realisierung des Zielnetzes (z. B. Fahrradring, Uelzener Straße), selbstständig geführte Verbindungen, die Beschilderung der Hauptrouten, das Bikesharing-Angebot StadtRAD und die intensive Stakeholderbeteiligung auf. 

Als Schwächen werden zu wenig Radwege entlang der Hauptverkehrsstraßen, Konflikte mit dem Fußverkehr und dem ruhenden Kfz-Verkehr, mangelhafte Oberflächenqualitäten und nicht genügend Abstellanlagen genannt.

Als zentrale Handlungserfordernisse definiert der Bericht eine Entzerrung von Fuß- und Radverkehr durch die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn oder eigenständig geführter Radwege. Außerdem die Schaffung von durchgängigen und ausreichend breiten Radwegen entlang des Zielnetzes (insb. aus den Wohngebieten ins Zentrum) sowie die Berücksichtigung der Entwicklung von Regelwerken, aktuell E Klima 2022: Vorrang des Rad- und Fußverkehrs gegenüber des fließenden und ruhenden Kfz-Verkehrs, eine Bessere Querbarkeit von Hauptverkehrsachsen und mehr und bessere Radabstellanlagen an Quell- und Zielorten.

Umbau Sternkreuzung – Mehr Mut zur Mobilitätswende

Der seit vielen Jahren geplante radverkehrsgerechte Umbau der Sternkreuzung nimmt Formen an. 2025 soll der Knotenpunkt Uelzener Straße / Soltauer Straße / Sülztorstraße / Lindenstraße / Feldstraße umgestaltet werden, im Februar 2024 hat das beauftragte Planungsbüro dem Mobilitätsausschuss des Rates die Entwurfsplanung präsentiert.

Die anschließende Aussprache im Mobilitätsausschuss ließ die gebührende Begeisterung für diesen Planungsfortschritt der Mobilitätswende vermissen. Statt den Entwurf zu diskutieren, tauschten die Ausschussmitglieder grundsätzliche Argumente gegen die Umbaumaßnahme aus, wie wir sie aus den vergangenen Aussprachen zu fälligen Radverkehrsinfrastrukturprojekten kennen: zu teuer, nicht nötig, nicht dringlich, dient nur der Radverkehrslobby. Der Vorwurf der SPD, hier werde trotz Defizithaushalt ein teures Projekt „aus dem Hut gezaubert“ überrascht angesichts des langen Vorlaufs der Planungen seit der „Radverkehrsstrategie 2025“ aus dem Jahr 2018, des inzwischen weit fortgeschrittenen Planungsstands und der für die Planung bereits entstandenen Kosten. Auch dass die SPD-Vertreter:innen wiederholt von Kosten in Höhe von „4 Millionen“ sprachen, obwohl der größte Anteil (3 Millionen!) aus Fördergeldern gedeckt werden soll, machte die Diskussion nicht sachlicher. Der weitere Kritikpunkt von SPD, CDU und FDP, war, dass der Umbau unnötig sei, die Behauptung einer Zunahme der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung müsse man anzweifeln. Hingegen sei der benachbarte Bögelkreisel am Krankenhaus viel gefährlicher. Diese These wurde von der Polizei umgehend entkräftet. In der Landeszeitung stellte Polizeisprecher Kai Richter klar, dass diese beiden Knotenpunkte zwei von mehreren Hotspots des Unfallgeschehens seien, von denen keiner besonders heraussteche.

Der Radentscheid wünscht den Oppositionsfraktionen im Rat mehr Vertrauen in die Kompetenz der Planer:innen und mehr Mut zur Mobilitätswende.

Inhalts-Ende

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