Vom 18.-22.9. hat der Radentscheid gemeinsam mit zahlreichen Lüneburger Initiativen und Verbänden (ADFC, Klimaentscheid, KlimaKollektiv, Fuss e.V., VCD, Parents For Future, Lastenräder für Lüneburg, JANUN und Fridays For Future) einen Pop-Up-Radweg in der Soltauer Straße eingerichtet.
War das nicht ein wunderbares Gefühl, endlich mal auf einem ausreichend breiten Radweg in angemessener Geschwindigkeit fahren zu können?
Viel Begeisterung und positive Stimmen haben wir wahrgenommen: weniger Lärm, weniger Abgase für die Anwohner:innen, mehr Platz fürs Rad, gutes Signal in Richtung Verkehrswende, toller Einsatz für den Klimaschutz usw.
Wo ist hier der Radweg? – Viele Fragen, keine Antworten
Außerdem wurde aber auch deutlich, wie unklar vielerorts in Lüneburg und besonders auch in der Soltauer Straße die Radverkehrsführung ist.
Wie ist eigentlich das Fahrradfahren auf dem neuen Gehweg stadteinwärts gedacht? Wo ist da der Radweg?
Ist es
a) der dunkelgraue schmale Streifen links?
b) der hellgraue breite Streifen?
c) beides?
Was bedeutet das neue Verkehrsschild, auf dem sich Fußgängerin und Radfahrer abklatschen?
Genau – dass man dort auf dem Rad so langsam fahren muss, dass dies ohne Probleme möglich ist, nämlich Schrittgeschwindigkeit, also nicht mehr als 7km/h. Für den täglichen Weg zu Arbeit, Schule, Kita bergab fast nicht machbar. Und dann? Auf der Straße fahren, mit Anhänger inklusive drinsitzenden Kleinkindern und 7-Jähriger auf ihrem winzigen Fahrrad vorneweg, während Autos oft gefährlich nah und schnell überholen? Oder sich doch auf dem Gehweg entlangschlängeln und dabei Fußgänger:innen gefährden und sich gegenseitig auf die Nerven gehen?
Die einzige Lösung, um Konflikte und Unfälle zu verhindern, scheint wohl, dass Radfahrer:innen Rücksicht nehmen, langsam fahren oder schieben und so mal wieder auf den „richtigen“ Platz in der Hierarchie der Verkehrsteilnehmenden verwiesen werden: nach ganz unten. Das kann nicht sein!
Es wird Zeit für mehr Gleichberechtigung. In Anbetracht der Klimakrise muss CO2-neutrale Mobilität gestärkt und der Radverkehr so unterstützt werden, dass Fahrradfahren attraktiv und ungefährlich für viel mehr Menschen wird. Weil wir mit dem Rad dann nicht nur gesünder und umweltfreundlicher, sondern auch schnell und sicher unterwegs sein können.
Was für ein riesiger Gewinn wäre es für Lüneburg und seine Bürger:innen, wenn in der Soltauer Straße und an möglichst vielen anderen Orten in der Stadt der Autoverkehr einspurig geführt und breite Radwege errichtet würden – der Pop-up-Radweg hat gezeigt, dass das machbar ist. Natürlich läuft nicht alles von Anfang an problemlos und muss getestet und vielleicht verbessert werden. Aber der Weg ist der richtige und der einzig mögliche für eine lebenswerte Zukunft.