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Die FDP schlägt Alarm: Fahrradbügel stehen leer!

Ein Skandal in Edelstahl – so etwas hat es lange nicht mehr in Lüneburg gegeben. Die FDP ist entsetzt darüber, dass entlang der Uelzener Straße Fahrradparkplätze einfach ungenutzt bleiben. Streng nimmt sie die Stadtverwaltung in die Zange, fordert eine Erklärung dafür und nennt das Ganze eine „Lachnummer“. Ach … liebe FDP, weißt Du, wo es richtig ´was zum Lachen gibt? Ein Blick in unsere Parkhäuser genügt, um „leer“ und „ungenutzt“ in einer ganz anderen Dimension zu erleben. Egal, ob bei Karstadt, Am Graalwall, Wasserturm oder an der Sülze: Etliche Parkplätze und sogar teilweise ganze Parkdecks sind gähnend leer. Denn die Auslastung unserer Parkhäuser liegt bei gerade einmal 40 bis 60 Prozent. Versiegelte, ungenutzte Fläche, die einen Haufen Geld kostet.

Zum Standort Uelzener Straße kann man unterschiedliche Meinungen haben und sicher gibt es Orte, wo wir momentan dringender Radabstellanlagen benötigen (z.B. am Sande), wir sehen aber auch das Bemühen der Verwaltung eine zukunftsfähige Verkehrswende umzusetzen und wünschen uns eine ehrliche Diskussion. Es reicht nicht trotzig ‘Nein’ zu sagen und leere Fahrradbügel zu zählen. Stattdessen wäre ein neugieriger Blick in andere Länder und Städte durchaus ratsam. Denn dort kann jede und jeder sehen, wie die Verkehrswende deutlich voran kommt. Wir geben nur drei Beispiele.

Paris: „Mein Traum ist eine Stadt mit viel weniger Autos.“

Diese Aussage von Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigt, in welche Richtung sich Frankreichs Hauptstadt seit Jahren bewegt. Gerade erst haben die Pariser:innen für 500 Straßen ohne Autos gestimmt. Stattdessen sorgen Fußgängerzonen für entspanntes, abgasfreies Flanieren und Asphalt weicht nach und nach Grünflächen. Bereits jetzt sind etwa 220 der mehr als 6.000 Pariser Straßen autofrei, vor allem in der Nähe von Schulen. In weiten Teilen der Stadt gilt Tempo 30, in der Innenstadt gibt es neuerdings eine Zone, in der Durchgangsverkehr verboten ist.

Mehr dazu s. hier:

https://www.watson.ch/leben/frankreich/320558915-paris-ist-mit-der-oekologischen-stadtplanung-vorreiter-im-klimaschutz

Bologna: In Bologna gilt seit mehr als einem Jahr auf fast allen Straßen in der Stadt Tempo 30. Nun wurde Bilanz gezogen und die Auswirkungen dieser damals sehr umstrittenen Entscheidung sind beeindruckend. Unter anderem wurde kein:e einzige:r Fußgänger:in bei einem Unfall getötet, die Zahl der Unfälle insgesamt wurde um 13 Prozent reduziert, der Autoverkehr nahm ab, dafür nutzten mehr Menschen ÖPNV und Fahrräder. Und nicht zuletzt: Die Luftqualität ist heute deutlich besser

Frankfurt: Irgendwie kommt uns diese Geschichte bekannt vor: In der Großstadt lag der sogenannte Masterplan Mobilität für einen umweltfreundlichen und platzsparenden Verkehr lange Zeit in der Schublade. Zuvor hatten sich Bürger:innen eingebracht, um Strategien für eine nachhaltige Verkehrswende in der Stadt zu erarbeiten. Zeit und Geld flossen dahin, aber: Die Politik konnte sich nicht einigen – die FDP-Fraktion lehnte das Konzept ab. Doch vor gut einem Monat war es endlich so weit: Der Frankfurter Magistrat beschloss den Masterplan Mobilität. Zu den Schlüsselmaßnahmen zählen der Ausbau von Hauptachsen für den Radverkehr, Erhöhung von Parkgebühren, Ausweisung autoarmer Zonen und stadtverträgliche Lieferkonzepte.

 

Also, Lüneburg – die Verkehrswende wartet nicht. Statt sich über leere Fahrradbügel zu beschweren, sollte die FDP dafür sorgen, dass diese gebraucht werden. Das wäre doch mal eine sinnvolle Maßnahme.

Was sind eigentlich Piktogrammketten und wofür brauchen wir die?

Die gute Nachricht: Seit März gibt es einen Erlass, um Fahrradfahrer:innen im sogenannten Mischverkehr besser zu schützen. „Mischverkehr“ ist überall dort, wo Radfahren auf der Straße erlaubt ist. Es ist immer wieder zu beobachten, dass Radfahrende an diesen Stellen nicht als gleichberechtigte Nutzer:innen der Straße gesehen werden, sondern entweder zu eng überholt oder sogar abgedrängt werden. Dadurch entstehen oft gefährliche Situationen.

Um das Recht oder sogar die Pflicht der Radfahrenden zur Nutzung der Fahrbahn zu verdeutlichen, hat das Verkehrsministerium des Landes Niedersachsen nun verfügt, dass ab sofort unter bestimmten Voraussetzungen Piktogrammketten („Sharrows“) auf Fahrbahnen von Hauptverkehrsstraßen innerhalb geschlossener Ortschaften zulässig sind (https://niedersachsen.adfc.de/fileadmin/Gliederungen/Pedale/niedersachen/user_upload/Politik/250312_Finale_Fassung_-_MW-Erlass_Piktogrammketten_Radverkehr.pdf). Piktogramme sind Sinnbilder – für den Radverkehr  ein abstraktes Fahrrad. Bei Piktogrammketten wird es in regelmäßigen Abständen auf der Fahrbahn öffentlicher Straßen in weißer Farbe markiert.

In dem Erlass wird aber auch deutlich gemacht, dass dies keinesfalls ein Ersatz für Radwege, Schutzstreifen und Radfahrstreifen sein soll. Diese Regelung ist nur für die Stellen vorgesehen, an denen zu wenig Platz ist, um für Radfahrende einen eigenen Bereich zu schaffen.

Die Stadt hat im Mobilitätsausschuss am 02.04.2025 angekündigt, dass im Rahmen der aktuellen Bauarbeiten in der Soltauer Straße Piktogramme nach den Vorgaben des Erlasses aufgebracht werden sollen. Weitere Stellen im Stadtgebiet sollen geprüft werden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt zeitnah eine Prüfung aller kritischen Stellen im Stadtgebiet durchführen und Piktogramme aufbringen lässt. Die Maßnahme ist mit wenig Aufwand und geringen Kosten umsetzbar und kann einen guten Beitrag leisten, Gefährdungssituationen zu verringern und ein rücksichtsvolles Miteinander im Straßenverkehr zu fördern.

Wer kritische Stellen kennt, an denen Piktogramme hilfreich wären, kann an den Bereich Mobilität der Hansestadt Lüneburg eine E-Mail schreiben und dies mitteilen: [email protected].

4. Kidical Mass am 11. Mai 2025

Mehr Platz und Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr - wir erobern uns unsere Stadt zurück!

Es ist wieder so weit! Die 4. Kidical Mass geht an den Start – wir freuen uns auf eine tolle Fahrradtour durch Lüneburg mit anschließendem Fest im Kurpark!

Unter dem Motto: „Kidical Mass – sichere Radinfrastruktur und Freiräume für Kinder und Jugendliche” findet im Rahmen des bundesweiten Kidical Mass Aktionswochenendes am 11. Mai 2025 bereits die 4. Kidical Mass in Lüneburg statt  – für die Fahrradstadt Lüneburg, für flächengerechte, klimafreundliche und sichere Mobilität in unserer Stadt!

Das Verkehrswendebündnis Lüneburg bestehend aus dem Radentscheid Lüneburg, Fridays for Future, Parents for Future, Fuss e.V., Klimaentscheid, adfc, vcd, Klimakollektiv, janun, Lastenräder für Lüneburg will mit der Fahrraddemo für Kinder und Familien deutlich machen, wie wichtig sichere Radwege – das heißt baulich getrennte, mindestens 2 Meter breite, mit Sicherheitsabstand zu fahrenden und parkenden Autos –  speziell für Kinder und Jugendliche sind.

Wir wollen die Dringlichkeit der Verkehrswende öffentlich deutlich machen und protestieren gegen die Flächenungerechtigkeit der verschiedenen Verkehrsformen. Wir fordern eine sozial- und klimagerechte Mobilitätswende und wollen auf die Gefahren für Kinder und Jugendliche durch den Autoverkehr und das Nichtvorhandensein sicherer Radwege hinweisen.

 

Besonders junge Lüneburger:innen geraten auf ihren täglichen Wegen zur Schule, zu Freund:innen und Hobbys oft in gefährliche Situationen durch zu schmale, beschädigte oder fehlende Radwege, durch sich öffnende Autotüren auf Parkstreifen, die an Radspuren grenzen, durch gefährliche Überholmanöver und plötzlich aus Einfahrten schießende Autos. Das muss ein Ende haben. Dafür gehen wir auch dieses Jahr wieder auf die Straße. Ohne die Jugend hat unsere Stadt keine Zukunft – sie verdient mehr Platz und die Freiheit, sich gefahrlos und selbständig fortbewegen zu können.

Wir treffen uns um 15 Uhr am Markt mit Fahrrädern, Laufrädern, Anhängern, Kindern, Jugendlichen, Omas, Opas, Müttern, Vätern, Freundinnen und Freunden und allen, die sonst noch Lust haben, und starten mit Musik und guter Laune eine fröhliche Fahrradtour quer durch Lüneburg. Gegen 16 Uhr 30 werden wir im Kurpark ankommen, wo die Veranstaltung mit einem kleinen Fest mit Spiel, Spaß, Kuchen und Eis endet.

Bitte weitersagen und in euren Kanälen teilen!

Lasst uns auch hier zeigen: Wir sind viele!

Wir freuen uns auf euch!

Kaffee, Kuchen und Eis gegen Spende, Becher/ Kaffeetassen/ Teller bitte selbst mitbringen!

Mehr über den Artikel erfahren Geplante Fahrradstraße nun doch abgelehnt – wir kämpfen weiter!
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Geplante Fahrradstraße nun doch abgelehnt – wir kämpfen weiter!

Schulkinder, Anwohnende, Erholungssuchende – alle hatten sich auf eine Fahrradstraße im Amselweg/ Wilschenbruch gefreut und öffentlich darauf aufmerksam gemacht. Es wäre eine einfache, sinnvolle und kostengünstige Maßnahme, um die enge Straße für alle sicherer zu machen. Auch der Mobilitätsausschuss hatte das Ende 2024 so gesehen und dafür gestimmt. 

Und nun doch wieder die alt bekannte Blockade: Im Verwaltungsausschuss wurde, Bürger:innenwillen und Vernunft zum Trotz,  letzte Woche gegen die Fahrradstraße gestimmt. Wir verstehen die Welt nicht mehr und eins ist sicher – das werden wir nicht so hinnehmen! Über weitere Aktionen halten wir euch wie immer hier und in den sozialen Netzwerken auf dem Laufenden.

Haben wir zu wenig Parkplätze?

Bei jedem einzelnen Parkplatz, der in Lüneburg zugunsten von Grünflächen, Rad- oder Fußwegen weichen soll, gibt es einen Aufschrei. Wie kann das sein, fragen wir uns. Haben wir etwa zu wenig Parkplätze in der Innenstadt?

Die Angst scheint groß, dass Autos zugunsten von Rad- und Fußverkehr immer mehr benachteiligt werden. Wo doch ohnehin Radfahrende und Fußgänger:innen schon die ganze Stadt verstopfen und mit ihren Ausdünstungen verpesten, mit dem Auto kein Durchkommen mehr ist und man auf der Straße ständig von Fahrrädern abgedrängt und im Affenzahn überholt wird, ohne dass diese den Mindestabstand einhalten. Da muss man in seinem Pkw manchmal geradezu um sein Leben fürchten. Und so liest man ja auch immer wieder von schwer und tödlich verletzten Autofahrer:innen, die von Radler:innen angefahren wurden.

Und nun auch noch Parkplätze in der Innenstadt streichen, um die von der Politik ohnehin bevorzugt behandelten Verkehrsmittel Fahrrad und Füße, die, wie man überall sehen kann, den Autos flächen- und kräftemäßig weit überlegen sind, noch weiter zu stärken. Das kann doch nicht angehen.

Aber ist es wirklich so schlimm? 

Wir haben mal die Parkmöglichkeiten in Lüneburgs Zentrum recherchiert und sind erstaunt, wie gut für Autofahrende in Lüneburg gesorgt wird: Es gibt diverse Parkhäuser, von denen man in wenigen Minuten den Markt oder Sande zu Fuß erreicht und wo – wir haben nachgeschaut, s. auch unsere Beiträge in den sozialen Netzwerken – sogar samstags zur Hauptshoppingzeit massenhaft freie Parkplätze zur Verfügung stehen, teilweise sogar gähnenede Leere herrscht. 

Ein von der Stadt Lüneburg im Jahr 2022 eingeholtes Gutachten bestätigt diesen Eindruck: Von rund 1.300 Parkplätzen in den Parkhäusern in der Altstadt seien nie mehr als 700 belegt,, die Auslastung der Parkhäuser liege mit Ausnahme weniger Tage im Jahr lediglich bei 40 bis 60 Prozent. Dieser Zustand besteht augenscheinlich weiterhin. Dabei wäre es einfach, günstig und bequem, sein Auto dort zu parken, wenn man in die Innenstadt möchte. Auf Parkopedia https://www.parkopedia.de kann man seinen Zielort angeben und sich dann genau anzeigen lassen, wo es Parkhäuser in der Nähe gibt und auch, was sie kosten. Nicht viel! Falls die hohen Preise ein Grund sein sollten, diese nicht aufzusuchen, sondern stattdessen stundenlang in der Innenstadt herumzukurven, in der Hoffnung einen der raren, aber ja auch kostenpflichtigen Plätze in der Wallstraße, auf dem Marienplatz, Am Ochsenmarkt etc. zu ergattern. Und es gibt Pläne, die Gebühren in Parkhäusern zu senken, damit diese noch attraktiver werden.

 

Das Parkhaus “Am Rathaus” (Ecke Graalwall/ Liebesgrund) kostet auch jetzt nur 3 EUR für 2 Stunden. Und heißt wohl “Am Rathaus”, weil das Rathaus nebst Markt und Fußgängerzone, wirklich nur 2 Gehminuten entfernt liegt. In einigen Parkhäusern (z.B. dem am Wasserturm, einen Steinwurf vom Sande entfernt) kann man sogar einen Stellplatz vorher reservieren, falls man (momentan noch unbegründeterweise, aber vielleicht ändert sich das ja bald) fürchten sollte, dass es voll ist.

Unser Fazit: Es gibt mehr als genug Parkraum in der Innenstadt. Wir können es uns durchaus leisten, einige öffentliche Parkplätze im Zentrum in Grünflächen umzuwandeln und Rad- und Fußverkehr mehr Raum zu geben! Damit hätten alle Bürger:innen gewonnen durch bessere Luft, weniger Stau und mehr Sicherheit auf den Straßen.

Spendenaufruf – Keine A39!

Noch bis zum 4. März 2025 können Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss des ersten Abschnittes der A39 (Lüneburg) beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig eingereicht werden.

Seit rund 20 Jahren wehren wir uns alle gegen dieses unsinnige Autobahnprojekt, dessen enorme Kosten viel sinnvoller in die Sanierung der maroden Infrastruktur und  für nachhaltige, klimafreundliche Verkehrswege investiert werden sollten.

Was wir jetzt  gegen den Bau der A39 tun können, ist das Sammeln von Spenden für eine Klage, die der BUND Landesverband Niedersachsen für alle führen will.

Spenden bitte auf folgendes Konto mit dem Betreff „Spende Klage A39“:

BUND Regionalverband Elbe-Heide
IBAN: DE09 2405 0110 0006 0022 99
BIC: NOLADE21LBG (Sparkasse Lüneburg)

Lüneburg – eine fahrradfreundliche Kommune?!

Die freudige Nachricht im Dezember wunderte uns! Lüneburg wurde als fahrradfreundlich ausgezeichnet? Wie kann das sein, wenn doch so wenig vorangeht bei der Umsetzung der von uns geforderten Maßnahmen? Wenn wir weiterhin durch Schlaglöcher fahren auf viel zu engen Wegen? Wenn wir an Bettelampeln stehen und an Kreuzungen selbst für unsere Sicherheit sorgen müssen? Und hatte nicht Lüneburg beim letzten ADFC-Fahrradklimatest erneut eher mäßig abgeschnitten?

Was steckt hinter dieser Auszeichnung?

Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen (AGFN) ermöglicht es ihren Mitgliedern, seit 2016 einen Antrag auf Zertifizierung zu stellen. Lüneburg ist seit einigen Jahren Mitglied in dieser Arbeitsgruppe, um ihre Maßnahmen für eine Verbesserung der Radinfrastruktur weiterzuentwickeln.

Für die Zertifizierung müssen verschiedene Fragen rund um das fahrradfreundliche Klima einer Stadt beantwortet werden. Hier geht es sowohl um strategische Grundlagen und Zielsetzungen, die verankert sind, um die finanzielle Ausstattung und die Öffentlichkeitsarbeit, aber auch um die Länge der zuletzt neu ausgebauten Radverkehrsanlagen oder die Anzahl der Fahrradstraßen. Ebenso wird nach der Unterhaltung von Radwegen und der Möglichkeit des Fahrradparkens gefragt. Auch die Förderung der Verkehrssicherheit, des Berufsradverkehrs und des Fahrradtourismus sind Kriterien.

Wenn die formalen Kriterien aus dem Antrag überprüft sind, entscheidet eine Jury, ob die Kommune bereist oder zur Präsentation nach Hannover eingeladen wird.

Im Dezember 2024 wurde der Hansestadt Lüneburg das Zertifikat zugesprochen und von Verkehrsminister Olaf Lies übergeben. 

Die Auszeichnung sei immer sowohl Bestätigung als auch Ansporn für weitere Bemühungen im Bereich der Fahrrad-Mobilität.

Für Lüneburg sprachen wohl vor allem das gut ausgebaute Bikesharing-Angebot und die in der Radverkehrsstrategie geplanten Maßnahmen wie der Fahrradstraßenring, an denen kontinuierlich gearbeitet werde.

Der zweijährlich stattfindende Fahrradklimatest des ADFC von 2022 (2024 ist noch nicht ausgewertet) ergab für Lüneburg hingegen die Durchschnittsnote 3,85 (2020: 4,04) und die Stadt landete im Ranking auf Platz 34 (2020: Platz 59). Zwar schlagen sich hier einige Verbesserungen nieder, aber was die Breite und Oberflächen der Radwege angeht, sprechen die Bewertungen der Radler:innen noch immer eine deutliche Sprache und vergeben die Noten 5,1 bzw. 4,9.

Aus unserer Sicht muss sich Lüneburg, besonders die politischen Parteien im Rat, tatsächlich anstrengen, um dem Titel Fahrradfreundliche Kommune, der noch bis 2029 bestehen bleibt, gerecht zu werden. Sollten bis dahin den ganzen Strategiepapieren nicht ausreichend Taten gefolgt sein, wäre das richtig peinlich!

Ihr wollt den NUMP – uns doch egal!

Fußtritt für klimafreundliche Mobilität in Lüneburg - der Nachhaltige Urbane MobilitätsPlan wurde in der gestrigen Ratssitzung abgelehnt

Unbeeindruckt von Vermittlungsversuchen der Verwaltung, Apellen aus der Bürgerschaft, unzähligen Briefen und einer Demonstration für den NUMP am Sitzungsort hat der Rat der Hansestadt den NUMP-Prozess gestern beendet. Ein „Danke – das wars“ für die Beteiligung. Die Mobilitätsplanung für Lüneburg ist auf RESET gesetzt. Den in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeiteten Zwischenstand „als übergeordneten Handlungsrahmen anzuerkennen“, ging dem Rat zu weit und wurde mit 19 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung in geheimer Wahl abgelehnt.

Nun soll die Verwaltung dem Mobilitätsausschuss „rechtzeitig vor Beginn der Haushaltsberatungen“ – also wohl 2027, denn für die derzeitige Haushaltsplanung 2025/2026 dürfte es zu spät sein – eine Liste konkreter einzelner Maßnahmen vorlegen, wobei „die Polizei und Vertreter der örtlichen Wirtschaft (Handwerkskammer, IHK, LCM) zur Bewertung der Sicherheits- und wirtschaftlichen Aspekte eingebunden werden sollen, um eine umfassende Prüfung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu gewährleisten“. Weitere Stakeholder sollen nur noch insoweit beteilig werden, als in der Sitzung des Mobilitätsausschusses, in der die Maßnahmen ausgewählt und priorisiert werden, „auch Fragen und Anregungen von Einwohnerinnen und Einwohnern Lüneburgs zugelassen werden sollen“. Und als besonderes Bonbon für alle Interessierten: „Der räumliche Mehrbedarf ist bei der räumlichen Planung angemessen zu berücksichtigen“.

Damit offenbaren SPD, CDU und FDP wie fadenscheinig ihre Rufe nach einer „breiteren Interessenberücksichtigung“ sind, wann immer Pläne für Verkehrswendemaßnahmen in Lüneburgs politischen Gremien zur Debatte stehen. Bisher wurde gerne auf den NUMP verwiesen: anstelle von Einzelmaßnahmen, die wohlmöglich allein Partikularinteressen von Radfahrer:innen und Fußgänger:innen dienen könnten, sollte im NUMP in einem breiten Beteiligungsprozess ein umfassendes Planungskonzept unter Berücksichtigung der Interessen aller Verkehrsträger und Stakeholder entstehen. Im NUMP wurde wirklich jede:r beteiligt, der/die sich beteiligen wollte. Im Beirat des NUMP waren neben Radentscheid, VCD und ADFC ebenso Wirtschaftsvertreter wie IHK, Handwerkskammer, LCM, LMG, Lüneburger Gastronom:innen sowie der ADAC, die Polizei und andere beteiligt. Der Einwand von FDP und CDU, die Wirtschaft sei bisher nicht gleichberechtigt beteiligt und Wirtschaftsinteressen seien nicht berücksichtigt worden, ist einfach nicht wahr.

Dass sich einige trotz Einladung, wie SPD, CDU und FDP, nicht oder nur zögerlich am NUMP beteiligt haben und auf vielen Sitzungen einfach nicht präsent waren, ist schade. So konnte unter denjenigen, die sich mit dem NUMP bisher gar nicht befasst haben, auch keine Kenntnis oder Akzeptanz für den Prozess und dessen Zwischenergebnisse entstehen. Wortbeiträge einiger Ratsmitglieder in der Debatte im Rat ließen vermuten, dass sie möglicherweise nicht einmal verstanden hatten, dass der NUMP noch nicht abgeschlossen ist, bisher nur ein Zwischenergebnis und kein fertiges Konzept vorliegt, ein Abschlussbericht erst in 2025 ansteht, und die jetzige Beschlussvorlage lediglich dazu dienen sollte, für die weiteren Planungen Haushaltmittel in den aktuellen Haushaltsplanungen für den Doppelhaushalt 25/26 vorsehen zu können.

Die Verwaltung hatte die ursprüngliche Beschlussvorlage bereits mehrfach geändert, um den – aus der Luft gegriffenen – Bedenken von SPD, CDU und FDP Rechnung zu tragen, sie würden mit einer Zustimmung irgendwelche unbezahlbaren Verpflichtungen schaffen oder gar ein festsehendes Maßnahmenpaket beschließen. Die dafür gefundene Formulierung „Hierdurch wird keine Verbindlichkeit zur Umsetzung einzelner Maßnahmen hergestellt.“ fanden SPD, CDU und FDP jedoch weiterhin zu verbindlich. Dass ein FDP-Vertreter nach der langen Debatte im Rat unmittelbar vor der Abstimmung nachfragte, welche Fassung der Verwaltung eigentlich zur Abstimmung stehe, und hinterher eine Diskussion im Rat hierüber aufkam, offenbarte allerdings auch, dass viele Ratsmitglieder die Vermittlungsbemühungen der Verwaltung und die Vorlageänderungen gar nicht so genau verfolgt hatten.

Dass SPD, CDU und FDP ihren Änderungsantrag im Rat auch noch damit begründeten, die Verkehrswende könne nur dann erfolgreich sein, „wenn alle Beteiligten frühzeitig eingebunden werden und die Bevölkerung über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen informiert ist“,  ist an Hohn kaum noch zu übertreffen.

Traurig und fatal für Lüneburg. Ein vielversprechender Prozess ohne Abschluss, viele verbrauchte Ressourcen,  viel vergangene Zeit, viel beschriebenes Papier, viel Verdruss – weiter geht’s.

Fatales Signal in Zeiten der Klimakrise – Umbau der Dahlenburger Landstraße

Die aktuellen Planungen zum Aus- und Umbau der Dahlenburger Landstraße in Lüneburg werfen erhebliche Zweifel an der Vereinbarkeit mit den Zielen einer echten Verkehrswende auf.

Statt nachhaltige Mobilität zu fördern, zielt dieses Projekt vor allem darauf ab, den motorisierten Individualverkehr (MIV) weiter auszubauen und zu beschleunigen. Die geplante Erweiterung um eine zusätzliche Fahrspur für den Autoverkehr widerspricht direkt den Bestrebungen des Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans (NUMP) der Stadt Lüneburg, der den Umweltverbund (Fuß-, Radverkehr und ÖPNV) priorisieren soll.

Besonders kritisch ist die geplante Fällung von dutzenden Bäumen entlang der Straße, um Platz für die zusätzliche Autospur zu schaffen. Diese Maßnahmen senden in Zeiten der Klimakrise ein fatales Signal. Bäume, die für das Stadtklima und die Luftqualität von zentraler Bedeutung sind, werden für eine Verkehrsplanung geopfert, die weiterhin auf das Auto setzt, anstatt auf eine nachhaltige und grüne Stadtentwicklung.

Auch der Radverkehr wird in den Planungen vernachlässigt. Obwohl Radfahrer:innen auf einem Hochbordradweg geführt werden sollen, wird dieser durch den Ausbau der Autospuren und die neuen Abbiegesituationen an den Kreuzungen benachteiligt. Das Ergebnis: Noch mehr Bevorzugung des MIV und noch weniger Raum für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel.

Diese Maßnahmen stehen in direktem Widerspruch zu den Zielen des NUMP und sind kontraproduktiv im Hinblick auf die dringend notwendige Bekämpfung der Klimakrise. Eine Stadt, die sich der Mobilitätswende verschreibt, darf nicht weiterhin Projekte umsetzen, die den motorisierten Individualverkehr fördern. Stattdessen muss der öffentliche Raum verstärkt für Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und den ÖPNV zugänglich gemacht werden.

Dass dieses Vorhaben dennoch vorangetrieben wird, zeigt leider, wie stark die Verwaltung und Politik in Lüneburg weiterhin den Fokus auf das Auto setzen. Der Ausbau der Dahlenburger Landstraße ist ein weiteres Beispiel dafür, wie kurzfristige Lösungen für den Autoverkehr über die langfristigen Klimaziele gestellt werden.

Die Verkehrswende in Lüneburg erfordert den Mut zur Umverteilung des öffentlichen Raums und eine klare Priorisierung des Umweltverbunds. Genau das fehlt bei diesem Projekt. Die Stadt muss dringend ihre Prioritäten überdenken, um tatsächlich zukunftsfähige und klimafreundliche Mobilitätsstrukturen zu schaffen.



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