4. Kidical Mass am 11. Mai 2025

Mehr Platz und Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr - wir erobern uns unsere Stadt zurück!

Es ist wieder so weit! Die 4. Kidical Mass geht an den Start – wir freuen uns auf eine tolle Fahrradtour durch Lüneburg mit anschließendem Fest im Kurpark!

Unter dem Motto: „Kidical Mass – sichere Radinfrastruktur und Freiräume für Kinder und Jugendliche” findet im Rahmen des bundesweiten Kidical Mass Aktionswochenendes am 11. Mai 2025 bereits die 4. Kidical Mass in Lüneburg statt  – für die Fahrradstadt Lüneburg, für flächengerechte, klimafreundliche und sichere Mobilität in unserer Stadt!

Das Verkehrswendebündnis Lüneburg bestehend aus dem Radentscheid Lüneburg, Fridays for Future, Parents for Future, Fuss e.V., Klimaentscheid, adfc, vcd, Klimakollektiv, janun, Lastenräder für Lüneburg will mit der Fahrraddemo für Kinder und Familien deutlich machen, wie wichtig sichere Radwege – das heißt baulich getrennte, mindestens 2 Meter breite, mit Sicherheitsabstand zu fahrenden und parkenden Autos –  speziell für Kinder und Jugendliche sind.

Wir wollen die Dringlichkeit der Verkehrswende öffentlich deutlich machen und protestieren gegen die Flächenungerechtigkeit der verschiedenen Verkehrsformen. Wir fordern eine sozial- und klimagerechte Mobilitätswende und wollen auf die Gefahren für Kinder und Jugendliche durch den Autoverkehr und das Nichtvorhandensein sicherer Radwege hinweisen.

 

Besonders junge Lüneburger:innen geraten auf ihren täglichen Wegen zur Schule, zu Freund:innen und Hobbys oft in gefährliche Situationen durch zu schmale, beschädigte oder fehlende Radwege, durch sich öffnende Autotüren auf Parkstreifen, die an Radspuren grenzen, durch gefährliche Überholmanöver und plötzlich aus Einfahrten schießende Autos. Das muss ein Ende haben. Dafür gehen wir auch dieses Jahr wieder auf die Straße. Ohne die Jugend hat unsere Stadt keine Zukunft – sie verdient mehr Platz und die Freiheit, sich gefahrlos und selbständig fortbewegen zu können.

Wir treffen uns um 15 Uhr am Markt mit Fahrrädern, Laufrädern, Anhängern, Kindern, Jugendlichen, Omas, Opas, Müttern, Vätern, Freundinnen und Freunden und allen, die sonst noch Lust haben, und starten mit Musik und guter Laune eine fröhliche Fahrradtour quer durch Lüneburg. Gegen 16 Uhr 30 werden wir im Kurpark ankommen, wo die Veranstaltung mit einem kleinen Fest mit Spiel, Spaß, Kuchen und Eis endet.

Bitte weitersagen und in euren Kanälen teilen!

Lasst uns auch hier zeigen: Wir sind viele!

Wir freuen uns auf euch!

Kaffee, Kuchen und Eis gegen Spende, Becher/ Kaffeetassen/ Teller bitte selbst mitbringen!

Mehr über den Artikel erfahren Geplante Fahrradstraße nun doch abgelehnt – wir kämpfen weiter!
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Geplante Fahrradstraße nun doch abgelehnt – wir kämpfen weiter!

Schulkinder, Anwohnende, Erholungssuchende – alle hatten sich auf eine Fahrradstraße im Amselweg/ Wilschenbruch gefreut und öffentlich darauf aufmerksam gemacht. Es wäre eine einfache, sinnvolle und kostengünstige Maßnahme, um die enge Straße für alle sicherer zu machen. Auch der Mobilitätsausschuss hatte das Ende 2024 so gesehen und dafür gestimmt. 

Und nun doch wieder die alt bekannte Blockade: Im Verwaltungsausschuss wurde, Bürger:innenwillen und Vernunft zum Trotz,  letzte Woche gegen die Fahrradstraße gestimmt. Wir verstehen die Welt nicht mehr und eins ist sicher – das werden wir nicht so hinnehmen! Über weitere Aktionen halten wir euch wie immer hier und in den sozialen Netzwerken auf dem Laufenden.

Haben wir zu wenig Parkplätze?

Bei jedem einzelnen Parkplatz, der in Lüneburg zugunsten von Grünflächen, Rad- oder Fußwegen weichen soll, gibt es einen Aufschrei. Wie kann das sein, fragen wir uns. Haben wir etwa zu wenig Parkplätze in der Innenstadt?

Die Angst scheint groß, dass Autos zugunsten von Rad- und Fußverkehr immer mehr benachteiligt werden. Wo doch ohnehin Radfahrende und Fußgänger:innen schon die ganze Stadt verstopfen und mit ihren Ausdünstungen verpesten, mit dem Auto kein Durchkommen mehr ist und man auf der Straße ständig von Fahrrädern abgedrängt und im Affenzahn überholt wird, ohne dass diese den Mindestabstand einhalten. Da muss man in seinem Pkw manchmal geradezu um sein Leben fürchten. Und so liest man ja auch immer wieder von schwer und tödlich verletzten Autofahrer:innen, die von Radler:innen angefahren wurden.

Und nun auch noch Parkplätze in der Innenstadt streichen, um die von der Politik ohnehin bevorzugt behandelten Verkehrsmittel Fahrrad und Füße, die, wie man überall sehen kann, den Autos flächen- und kräftemäßig weit überlegen sind, noch weiter zu stärken. Das kann doch nicht angehen.

Aber ist es wirklich so schlimm? 

Wir haben mal die Parkmöglichkeiten in Lüneburgs Zentrum recherchiert und sind erstaunt, wie gut für Autofahrende in Lüneburg gesorgt wird: Es gibt diverse Parkhäuser, von denen man in wenigen Minuten den Markt oder Sande zu Fuß erreicht und wo – wir haben nachgeschaut, s. auch unsere Beiträge in den sozialen Netzwerken – sogar samstags zur Hauptshoppingzeit massenhaft freie Parkplätze zur Verfügung stehen, teilweise sogar gähnenede Leere herrscht. 

Ein von der Stadt Lüneburg im Jahr 2022 eingeholtes Gutachten bestätigt diesen Eindruck: Von rund 1.300 Parkplätzen in den Parkhäusern in der Altstadt seien nie mehr als 700 belegt,, die Auslastung der Parkhäuser liege mit Ausnahme weniger Tage im Jahr lediglich bei 40 bis 60 Prozent. Dieser Zustand besteht augenscheinlich weiterhin. Dabei wäre es einfach, günstig und bequem, sein Auto dort zu parken, wenn man in die Innenstadt möchte. Auf Parkopedia https://www.parkopedia.de kann man seinen Zielort angeben und sich dann genau anzeigen lassen, wo es Parkhäuser in der Nähe gibt und auch, was sie kosten. Nicht viel! Falls die hohen Preise ein Grund sein sollten, diese nicht aufzusuchen, sondern stattdessen stundenlang in der Innenstadt herumzukurven, in der Hoffnung einen der raren, aber ja auch kostenpflichtigen Plätze in der Wallstraße, auf dem Marienplatz, Am Ochsenmarkt etc. zu ergattern. Und es gibt Pläne, die Gebühren in Parkhäusern zu senken, damit diese noch attraktiver werden.

 

Das Parkhaus “Am Rathaus” (Ecke Graalwall/ Liebesgrund) kostet auch jetzt nur 3 EUR für 2 Stunden. Und heißt wohl “Am Rathaus”, weil das Rathaus nebst Markt und Fußgängerzone, wirklich nur 2 Gehminuten entfernt liegt. In einigen Parkhäusern (z.B. dem am Wasserturm, einen Steinwurf vom Sande entfernt) kann man sogar einen Stellplatz vorher reservieren, falls man (momentan noch unbegründeterweise, aber vielleicht ändert sich das ja bald) fürchten sollte, dass es voll ist.

Unser Fazit: Es gibt mehr als genug Parkraum in der Innenstadt. Wir können es uns durchaus leisten, einige öffentliche Parkplätze im Zentrum in Grünflächen umzuwandeln und Rad- und Fußverkehr mehr Raum zu geben! Damit hätten alle Bürger:innen gewonnen durch bessere Luft, weniger Stau und mehr Sicherheit auf den Straßen.

Spendenaufruf – Keine A39!

Noch bis zum 4. März 2025 können Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss des ersten Abschnittes der A39 (Lüneburg) beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig eingereicht werden.

Seit rund 20 Jahren wehren wir uns alle gegen dieses unsinnige Autobahnprojekt, dessen enorme Kosten viel sinnvoller in die Sanierung der maroden Infrastruktur und  für nachhaltige, klimafreundliche Verkehrswege investiert werden sollten.

Was wir jetzt  gegen den Bau der A39 tun können, ist das Sammeln von Spenden für eine Klage, die der BUND Landesverband Niedersachsen für alle führen will.

Spenden bitte auf folgendes Konto mit dem Betreff „Spende Klage A39“:

BUND Regionalverband Elbe-Heide
IBAN: DE09 2405 0110 0006 0022 99
BIC: NOLADE21LBG (Sparkasse Lüneburg)

Lüneburg – eine fahrradfreundliche Kommune?!

Die freudige Nachricht im Dezember wunderte uns! Lüneburg wurde als fahrradfreundlich ausgezeichnet? Wie kann das sein, wenn doch so wenig vorangeht bei der Umsetzung der von uns geforderten Maßnahmen? Wenn wir weiterhin durch Schlaglöcher fahren auf viel zu engen Wegen? Wenn wir an Bettelampeln stehen und an Kreuzungen selbst für unsere Sicherheit sorgen müssen? Und hatte nicht Lüneburg beim letzten ADFC-Fahrradklimatest erneut eher mäßig abgeschnitten?

Was steckt hinter dieser Auszeichnung?

Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen (AGFN) ermöglicht es ihren Mitgliedern, seit 2016 einen Antrag auf Zertifizierung zu stellen. Lüneburg ist seit einigen Jahren Mitglied in dieser Arbeitsgruppe, um ihre Maßnahmen für eine Verbesserung der Radinfrastruktur weiterzuentwickeln.

Für die Zertifizierung müssen verschiedene Fragen rund um das fahrradfreundliche Klima einer Stadt beantwortet werden. Hier geht es sowohl um strategische Grundlagen und Zielsetzungen, die verankert sind, um die finanzielle Ausstattung und die Öffentlichkeitsarbeit, aber auch um die Länge der zuletzt neu ausgebauten Radverkehrsanlagen oder die Anzahl der Fahrradstraßen. Ebenso wird nach der Unterhaltung von Radwegen und der Möglichkeit des Fahrradparkens gefragt. Auch die Förderung der Verkehrssicherheit, des Berufsradverkehrs und des Fahrradtourismus sind Kriterien.

Wenn die formalen Kriterien aus dem Antrag überprüft sind, entscheidet eine Jury, ob die Kommune bereist oder zur Präsentation nach Hannover eingeladen wird.

Im Dezember 2024 wurde der Hansestadt Lüneburg das Zertifikat zugesprochen und von Verkehrsminister Olaf Lies übergeben. 

Die Auszeichnung sei immer sowohl Bestätigung als auch Ansporn für weitere Bemühungen im Bereich der Fahrrad-Mobilität.

Für Lüneburg sprachen wohl vor allem das gut ausgebaute Bikesharing-Angebot und die in der Radverkehrsstrategie geplanten Maßnahmen wie der Fahrradstraßenring, an denen kontinuierlich gearbeitet werde.

Der zweijährlich stattfindende Fahrradklimatest des ADFC von 2022 (2024 ist noch nicht ausgewertet) ergab für Lüneburg hingegen die Durchschnittsnote 3,85 (2020: 4,04) und die Stadt landete im Ranking auf Platz 34 (2020: Platz 59). Zwar schlagen sich hier einige Verbesserungen nieder, aber was die Breite und Oberflächen der Radwege angeht, sprechen die Bewertungen der Radler:innen noch immer eine deutliche Sprache und vergeben die Noten 5,1 bzw. 4,9.

Aus unserer Sicht muss sich Lüneburg, besonders die politischen Parteien im Rat, tatsächlich anstrengen, um dem Titel Fahrradfreundliche Kommune, der noch bis 2029 bestehen bleibt, gerecht zu werden. Sollten bis dahin den ganzen Strategiepapieren nicht ausreichend Taten gefolgt sein, wäre das richtig peinlich!

Ihr wollt den NUMP – uns doch egal!

Fußtritt für klimafreundliche Mobilität in Lüneburg - der Nachhaltige Urbane MobilitätsPlan wurde in der gestrigen Ratssitzung abgelehnt

Unbeeindruckt von Vermittlungsversuchen der Verwaltung, Apellen aus der Bürgerschaft, unzähligen Briefen und einer Demonstration für den NUMP am Sitzungsort hat der Rat der Hansestadt den NUMP-Prozess gestern beendet. Ein „Danke – das wars“ für die Beteiligung. Die Mobilitätsplanung für Lüneburg ist auf RESET gesetzt. Den in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeiteten Zwischenstand „als übergeordneten Handlungsrahmen anzuerkennen“, ging dem Rat zu weit und wurde mit 19 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung in geheimer Wahl abgelehnt.

Nun soll die Verwaltung dem Mobilitätsausschuss „rechtzeitig vor Beginn der Haushaltsberatungen“ – also wohl 2027, denn für die derzeitige Haushaltsplanung 2025/2026 dürfte es zu spät sein – eine Liste konkreter einzelner Maßnahmen vorlegen, wobei „die Polizei und Vertreter der örtlichen Wirtschaft (Handwerkskammer, IHK, LCM) zur Bewertung der Sicherheits- und wirtschaftlichen Aspekte eingebunden werden sollen, um eine umfassende Prüfung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu gewährleisten“. Weitere Stakeholder sollen nur noch insoweit beteilig werden, als in der Sitzung des Mobilitätsausschusses, in der die Maßnahmen ausgewählt und priorisiert werden, „auch Fragen und Anregungen von Einwohnerinnen und Einwohnern Lüneburgs zugelassen werden sollen“. Und als besonderes Bonbon für alle Interessierten: „Der räumliche Mehrbedarf ist bei der räumlichen Planung angemessen zu berücksichtigen“.

Damit offenbaren SPD, CDU und FDP wie fadenscheinig ihre Rufe nach einer „breiteren Interessenberücksichtigung“ sind, wann immer Pläne für Verkehrswendemaßnahmen in Lüneburgs politischen Gremien zur Debatte stehen. Bisher wurde gerne auf den NUMP verwiesen: anstelle von Einzelmaßnahmen, die wohlmöglich allein Partikularinteressen von Radfahrer:innen und Fußgänger:innen dienen könnten, sollte im NUMP in einem breiten Beteiligungsprozess ein umfassendes Planungskonzept unter Berücksichtigung der Interessen aller Verkehrsträger und Stakeholder entstehen. Im NUMP wurde wirklich jede:r beteiligt, der/die sich beteiligen wollte. Im Beirat des NUMP waren neben Radentscheid, VCD und ADFC ebenso Wirtschaftsvertreter wie IHK, Handwerkskammer, LCM, LMG, Lüneburger Gastronom:innen sowie der ADAC, die Polizei und andere beteiligt. Der Einwand von FDP und CDU, die Wirtschaft sei bisher nicht gleichberechtigt beteiligt und Wirtschaftsinteressen seien nicht berücksichtigt worden, ist einfach nicht wahr.

Dass sich einige trotz Einladung, wie SPD, CDU und FDP, nicht oder nur zögerlich am NUMP beteiligt haben und auf vielen Sitzungen einfach nicht präsent waren, ist schade. So konnte unter denjenigen, die sich mit dem NUMP bisher gar nicht befasst haben, auch keine Kenntnis oder Akzeptanz für den Prozess und dessen Zwischenergebnisse entstehen. Wortbeiträge einiger Ratsmitglieder in der Debatte im Rat ließen vermuten, dass sie möglicherweise nicht einmal verstanden hatten, dass der NUMP noch nicht abgeschlossen ist, bisher nur ein Zwischenergebnis und kein fertiges Konzept vorliegt, ein Abschlussbericht erst in 2025 ansteht, und die jetzige Beschlussvorlage lediglich dazu dienen sollte, für die weiteren Planungen Haushaltmittel in den aktuellen Haushaltsplanungen für den Doppelhaushalt 25/26 vorsehen zu können.

Die Verwaltung hatte die ursprüngliche Beschlussvorlage bereits mehrfach geändert, um den – aus der Luft gegriffenen – Bedenken von SPD, CDU und FDP Rechnung zu tragen, sie würden mit einer Zustimmung irgendwelche unbezahlbaren Verpflichtungen schaffen oder gar ein festsehendes Maßnahmenpaket beschließen. Die dafür gefundene Formulierung „Hierdurch wird keine Verbindlichkeit zur Umsetzung einzelner Maßnahmen hergestellt.“ fanden SPD, CDU und FDP jedoch weiterhin zu verbindlich. Dass ein FDP-Vertreter nach der langen Debatte im Rat unmittelbar vor der Abstimmung nachfragte, welche Fassung der Verwaltung eigentlich zur Abstimmung stehe, und hinterher eine Diskussion im Rat hierüber aufkam, offenbarte allerdings auch, dass viele Ratsmitglieder die Vermittlungsbemühungen der Verwaltung und die Vorlageänderungen gar nicht so genau verfolgt hatten.

Dass SPD, CDU und FDP ihren Änderungsantrag im Rat auch noch damit begründeten, die Verkehrswende könne nur dann erfolgreich sein, „wenn alle Beteiligten frühzeitig eingebunden werden und die Bevölkerung über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen informiert ist“,  ist an Hohn kaum noch zu übertreffen.

Traurig und fatal für Lüneburg. Ein vielversprechender Prozess ohne Abschluss, viele verbrauchte Ressourcen,  viel vergangene Zeit, viel beschriebenes Papier, viel Verdruss – weiter geht’s.

Fatales Signal in Zeiten der Klimakrise – Umbau der Dahlenburger Landstraße

Die aktuellen Planungen zum Aus- und Umbau der Dahlenburger Landstraße in Lüneburg werfen erhebliche Zweifel an der Vereinbarkeit mit den Zielen einer echten Verkehrswende auf.

Statt nachhaltige Mobilität zu fördern, zielt dieses Projekt vor allem darauf ab, den motorisierten Individualverkehr (MIV) weiter auszubauen und zu beschleunigen. Die geplante Erweiterung um eine zusätzliche Fahrspur für den Autoverkehr widerspricht direkt den Bestrebungen des Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplans (NUMP) der Stadt Lüneburg, der den Umweltverbund (Fuß-, Radverkehr und ÖPNV) priorisieren soll.

Besonders kritisch ist die geplante Fällung von dutzenden Bäumen entlang der Straße, um Platz für die zusätzliche Autospur zu schaffen. Diese Maßnahmen senden in Zeiten der Klimakrise ein fatales Signal. Bäume, die für das Stadtklima und die Luftqualität von zentraler Bedeutung sind, werden für eine Verkehrsplanung geopfert, die weiterhin auf das Auto setzt, anstatt auf eine nachhaltige und grüne Stadtentwicklung.

Auch der Radverkehr wird in den Planungen vernachlässigt. Obwohl Radfahrer:innen auf einem Hochbordradweg geführt werden sollen, wird dieser durch den Ausbau der Autospuren und die neuen Abbiegesituationen an den Kreuzungen benachteiligt. Das Ergebnis: Noch mehr Bevorzugung des MIV und noch weniger Raum für umweltfreundliche Fortbewegungsmittel.

Diese Maßnahmen stehen in direktem Widerspruch zu den Zielen des NUMP und sind kontraproduktiv im Hinblick auf die dringend notwendige Bekämpfung der Klimakrise. Eine Stadt, die sich der Mobilitätswende verschreibt, darf nicht weiterhin Projekte umsetzen, die den motorisierten Individualverkehr fördern. Stattdessen muss der öffentliche Raum verstärkt für Radfahrer:innen, Fußgänger:innen und den ÖPNV zugänglich gemacht werden.

Dass dieses Vorhaben dennoch vorangetrieben wird, zeigt leider, wie stark die Verwaltung und Politik in Lüneburg weiterhin den Fokus auf das Auto setzen. Der Ausbau der Dahlenburger Landstraße ist ein weiteres Beispiel dafür, wie kurzfristige Lösungen für den Autoverkehr über die langfristigen Klimaziele gestellt werden.

Die Verkehrswende in Lüneburg erfordert den Mut zur Umverteilung des öffentlichen Raums und eine klare Priorisierung des Umweltverbunds. Genau das fehlt bei diesem Projekt. Die Stadt muss dringend ihre Prioritäten überdenken, um tatsächlich zukunftsfähige und klimafreundliche Mobilitätsstrukturen zu schaffen.



NUMP – Eine große Chance für Lüneburg und die Verkehrswende

Der vom Rat 2020 initiierte „Nachhaltige Urbane Mobilitätsplan“ (NUMP), der den Handlungsrahmen und die Grundsätze der Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung für die kommenden Jahre festlegen sollte, hat ein weiteres Etappenziel erreicht, das möglicherweise bereits sein Ende bedeuten könnte.

Auf Basis der Anfang des Jahres abgeschlossenen Bestandsanalyse wurden in einem breit angelegten Beteiligungsprozess Empfehlungen erarbeitet, die den Verkehr umweltfreundlicher und sozial gerechter gestalten sollen. Sie wurden im August 2024 vom mit dem NUMP beauftragten Planungsbüro in Form von 30 „Maßnahmensteckbriefen“ vorgelegt. Nach dem im Jahr 2021 vereinbarten Prozedere sollte der Rat diese noch groben Empfehlungen in seiner Oktobersitzung als übergeordneten Handlungsrahmen billigen, so dass das Planungsbüro einen Anschlussbericht erstellen und die Verwaltung auf dieser Basis Einzelmaßnahmen priorisieren und konkretisieren kann, die dann ab 2025 in den politischen Gremien beraten und beschlossen werden können.

Ob es hierzu noch kommt, steht jedoch in den Sternen, nachdem die SPD, CDU und FDP den Maßnahmensteckbriefen in der Ratssitzung im Oktober ihre Zustimmung verweigert und den NUMP mit fadenscheinigen Begründungen massiv attackiert haben.

Nachdem sie jahrelang bei verkehrsplanerischen Diskussionen auf den NUMP verwiesen haben, stellten sie nun plötzlich genau dieses Konzept in Frage. So bemängelten sie, der NUMP berücksichtige Wirtschaftsinteressen nicht, grenze Autofahrer:innen aus, eine Zustimmung durch den Rat gebe der Stadt einen Freibrief zur Umsetzung nicht finanzierbarer Maßnahmen. Alles abwegige, leicht widerlegbare Vorwürfe, aber auf eine sachliche Auseinandersetzung kam es den Parteien offensichtlich nicht an.

Das hat weitreichende Folgen: Durch den eingelegten Rückwärtsgang werden Unsummen an Steuergeldern verschwendet. Außerdem machen die drei Parteien durch ihr Verhalten deutlich, dass sie das monatelange Engagement aller Bürger:innen und Stakeholder im NUMP kaltschnäuzig ignorieren und dass sie das Ziel einer Verkehrswende hin zu weniger motorisiertem Autoverkehr und einem höheren Anteil nachhaltiger Mobilität nicht mehr mittragen – etwa das in den bereits vorhandenen Konzepten und Plänen der Stadt enthaltene Ziel, den Anteil des Radverkehrs an allen Wegen solle zukünftig 35% betragen.

Ob der NUMP zu Ende geführt oder neu aufgerollt wird, wird der Rat in seiner nächsten Sitzung am 28.11.2024 entscheiden.

Was beinhalten nun aber die 30 Maßnahmensteckbriefe, die eine so massive Gegenwehr von SPD, CDU und FDP auf den Plan rufen? Kurz vorweg: viel Gutes, aber den erhofften großen Schub für die Verkehrswende leider auch nicht. Große Schritte zur Umverteilung von Verkehrsraum wie die Einrichtung von Einbahnstraßen oder echter Fahrradstraßen unter Ausschluss motorisierten Verkehrs sind in den Steckbriefen nicht enthalten.

Die erarbeiteten Maßnahmen gliedern sich in diese sechs Themenfelder:

  1. Fußverkehr: Ein strategischer Ausbau des Fußwegenetzes soll Sicherheit und Barrierefreiheit erhöhen, um Fußgänger:innen besser zu integrieren.
  2. Radverkehr: Geplant ist ein störungsfreies Radverkehrsnetz mit verbesserten Abstellanlagen. Der Radverkehr soll als umweltfreundliche Alternative zum Kfz-Verkehr gestärkt werden.
  3. Verkehrsberuhigung: Verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit, wie z. B. Tempo-30-Zonen, sollen in den Stadtteilen für mehr Sicherheit und Lebensqualität sorgen. Konzepte wie „Superblocks“ könnten die Innenstadt und Wohnviertel deutlich beruhigen.
  4. Öffentlicher Raum: Plätze und Wohnquartiere werden zu grünen, attraktiven Aufenthaltsorten mit mehr Begrünung und Sitzmöglichkeiten umgestaltet.
  5. Elektromobilität: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird angesichts der wachsenden Anzahl von Elektrofahrzeugen forciert. Hier wird besonderes Augenmerk auf dichte Wohngebiete gelegt.
  6. Digitalisierung und Mobilitätsmanagement: Gezielte Mobilitätskampagnen und ein Mobilitäts-Dashboard sollen helfen, die Mobilitätswende besser sichtbar und verständlicher zu machen.

Für den Radverkehr wurden vier Maßnahmenkataloge genannt: Netzkonzeption, Störungsarmes Radfahren, Stärkung der Wahrnehmung des Radverkehrs, Radabstellanlagen.

Die Maßnahmen zum Radverkehrsnetz stimmen in vielen Punkten mit den Forderungen des Radentscheids überein. Beispielsweise sind zu nennen:

  • neue sichere, getrennte Radwege entlang der Hauptverkehrsrouten (3 km pro Jahr)
  • wo der Platz für neue Infrastruktur fehlt, die sichere Führung im Mischverkehr durch Absenkung der Höchstgeschwindigkeit
  • Markierung von Radpiktogrammen, Öffentlichkeitsarbeit
  • neue Fahrradstraßen einrichten, z.B. Barckhausenstraße, Scharnhorststraße, Schützenstraße, Schomakerstraße, Thorner Straße.

Darüber hinaus wurden als Maßnahmen genannt:

  • Nahmobilitätskonzepte für die Stadtteile entwickeln
  • Ausreichende Beleuchtung, Beschilderung und gute Oberflächen auf den Nebenstrecken und Radschönrouten

Ein weiterer Maßnahmenkatalog bezieht sich auf das störungsarme Radfahren und meint damit beispielsweise:

  • Beseitigung von Hindernissen wie Umlaufsperren,
  • konsequente Instandhaltung und Beseitigung von Laub und Schnee sowie Rückschnitt von Pflanzen, die in den Verkehrsraum ragen.

Außerdem soll die Wahrnehmung des Radverkehrs gestärkt werden, beispielsweise mit Radzählstationen, Fahrradreparaturstationen und Grünphasenprojektion.

Noch ein wichtiges Maßnahmenbündel bezieht sich auf ein wichtiges Ziel des Radentscheids: der Ausbau der Radabstellanlagen. Dabei werden viele Ideen des Radentscheids aufgegriffen: witterungsgeschützte Unterstände, erhöhter Sicherheitskomfort, Integration der Radabstellanlagen in Mobilitätsstationen usw.

In einem Punkt wird sogar explizit das Ziel des Radentscheids aufgenommen: 100 Radabstellplätze pro Jahr, die nicht zu Lasten des Fußverkehrs gestaltet werden.

Alle Maßnahmen werden hinsichtlich verschiedener Zielkriterien wie z.B. Emissionen, Erreichbarkeit, Flächengerechtigkeit, Zeit und Kosten in einer übersichtlichen Matrix bewertet.

Insgesamt denken wir, dass mit den Maßnahmensteckbriefen eine gute Grundlage geschaffen wurde, um konkrete Maßnahmen auszuarbeiten.

Der NUMP ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer echten Verkehrswende. Die klare Fokussierung auf Fuß- und Radverkehr sowie die gerechtere Aufteilung des öffentlichen Raums sind entscheidende Maßnahmen, um Lüneburg umweltfreundlicher und lebenswerter zu machen. Besonders die Konzepte zur Verkehrsberuhigung, wie Superblocks, könnten dazu beitragen, dass Lüneburg zu einem Vorreiter für nachhaltige Stadtplanung wird.

Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen weiterhin einen politischen Beschluss erfordern – und hier liegt die Herausforderung. Insbesondere die SPD und CDU in Lüneburg haben in der Vergangenheit immer wieder Vorstöße in Richtung Verkehrswende blockiert oder abgeschwächt. Selbst wenn der NUMP die Ratssitzung am 28.11.2024 übersteht ist daher fraglich, ob die Pläne umgesetzt werden. Diese politische Blockadehaltung steht den drängenden Bedürfnissen nach einer klimagerechten Mobilität und einer gerechteren Flächennutzung entgegen.

Die Förderung der Elektromobilität ist zwar ein wichtiger Zwischenschritt, doch es sollte nicht das Endziel sein, den bestehenden Autoverkehr lediglich zu elektrifizieren. Eine echte Verkehrswende bedeutet, den Autoverkehr insgesamt zu reduzieren und nachhaltige Alternativen wie den ÖPNV und Radverkehr massiv zu stärken.

Insgesamt bietet der NUMP eine solide Grundlage für eine klimafreundliche Zukunft, doch die Umsetzung hängt nun vom politischen Willen ab.

Wir hätten uns deutlich engagiertere NUMP-Maßnahmen gewünscht. Aber demokratische Entscheidungen sind nun mal oft nur Kompromisse. Dies sollten auch die drei Parteien ehrlich anerkennen.

Die 30 Maßnahmensteckbriefe wurden auf 74 Seiten beschrieben und können hier heruntergeladen werden:

https://www.hansestadt-lueneburg.de/bauen-und-mobilitaet/mobilitaet/nump.html

Europäische Mobilitätswoche: 16. bis 22. September 2024 – Lüneburg macht mit!

Die Europäische Mobilitätswoche findet vom 16. bis 22. September 2024
europaweit statt. Auch in Lüneburg gibt es in diesem Zeitraum zahlreiche
Angebote mit dem Ziel, die Nutzung nachhaltiger Mobilität zu fördern.

Die Mobilitätswoche findet jedes Jahr im Herbst statt und ist die weltweit größte Kampagne für nachhaltige Mobilität. Zum Start lädt die Hansestadt schon am 15. September ein zu Film und Diskussion und am 20. September 2024 zu einem „Mobilitätsmarkt“ vor dem Rathaus. VCD, FFF, Radentscheid Lüneburg und viele weitere Initiativen sind ebenfalls dabei.

Geplante Veranstaltungen:

  • Sa., 14.9. Flashmob: 10-10:30 Uhr, Ort: Vor dem Neuen Tore (zum Auftakt der EMW)
  • So., 15.9. Dokumentarfilm „A Human Ride“: 19 Uhr, Zentralgebäude der Leuphana Universität 
  • Do., 19.9. Nightride: Alles was rollt: 19 bis 21 Uhr, Start: Marktplatz, dann 2 x Stadtring. Für Räder, Skateboards, Inlineskates, u. v. m 
  • Do., 19.9. Erkundungstour im Hanseviertel-Ost: 17 bis 19.30 Uhr, Treffpunkt: Kreisverkehr vor dem ASB
  • Fr., 20.9. FFF: Fahrraddemo Klimastreik: 13 bis 14 Uhr, Start: An der Rudolf-Steiner-Schule, Ende: Bardowicker Straße
  • Fr., 20.9. Parking Day – Parkplätze temporär umnutzen: 14 bis 17 Uhr, Bardowicker Straße; 14:30 bis 18:00 Mobilitätsmarkt auf dem Marktplatz
  • Sa., 21.9. Kunst kommt in die Öffentlichkeit: 10 bis 14 Uhr, Marienplatz
  • Sa., 21.9. Lastenrad Probefahren: 16 bis 19 Uhr, Sülzwiesen 
  • So., 22.9. Aktion Flächengerechtigkeit: 14 bis 15:30 Uhr Schießgrabenstraße

Weitere Infos:

 

https://www.hansestadt-lueneburg.de/bauen-und-mobilitaet/mobilitaet/europ.html


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