Im August 2024 hat die Stadt Lüneburg einen umfassenden „Nachhaltigen Urbanen Mobilitätsplan“ (NUMP) vorgestellt, der eine Vielzahl von Maßnahmen umfasst, um den Verkehr umweltfreundlicher und sozial gerechter zu gestalten. Ziel des Plans ist es, den Umweltverbund (Fuß-, Radverkehr und ÖPNV) zu stärken und den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Wichtige Handlungsfelder sind Fuß- und Radverkehr, Straßenraumgestaltung, Verkehrsberuhigung und die Förderung der Elektromobilität.
Schon aus den vorhandenen Konzepten und Plänen der Stadt ergab sich für den Radverkehr ein vielversprechendes Ziel: der Anteil des Radverkehrs an allen Wegen soll zukünftig 35% betragen. Das ist natürlich nicht in kleinen Trippelschritten zu erreichen, sondern nur mit umfassenden, mutigen Maßnahmen. Einige dieser Maßnahmen werden in den Steckbriefen beschrieben.
Zusammenfassung der Maßnahmen:
- Fußverkehr: Ein strategischer Ausbau des Fußwegenetzes soll Sicherheit und Barrierefreiheit erhöhen, um Fußgänger*innen besser zu integrieren.
- Radverkehr: Geplant ist ein störungsfreies Radverkehrsnetz mit verbesserten Abstellanlagen. Der Radverkehr soll als umweltfreundliche Alternative zum Kfz-Verkehr gestärkt werden.
- Verkehrsberuhigung: Verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der Geschwindigkeit, wie z. B. Tempo-30-Zonen, sollen in den Stadtteilen für mehr Sicherheit und Lebensqualität sorgen. Konzepte wie „Superblocks“ könnten die Innenstadt und Wohnviertel deutlich beruhigen.
- Öffentlicher Raum: Plätze und Wohnquartiere werden zu grünen, attraktiven Aufenthaltsorten mit mehr Begrünung und Sitzmöglichkeiten umgestaltet.
- Elektromobilität: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur wird angesichts der wachsenden Anzahl an Elektrofahrzeugen forciert. Hier wird besonderes Augenmerk auf dichte Wohngebiete gelegt.
- Digitalisierung und Mobilitätsmanagement: Gezielte Mobilitätskampagnen und ein Mobilitäts-Dashboard sollen helfen, die Mobilitätswende besser sichtbar und verständlicher zu machen.
Die Maßnahmen zum Radverkehrsnetz stimmen in vielen Punkten mit den Forderungen des Radentscheids überein. Beispielsweise sind zu nennen:
- neue sichere, getrennte Radwege entlang der Hauptverkehrsrouten (3 km pro Jahr)
- wo der Platz für neue Infrastruktur fehlt, die sichere Führung im Mischverkehr durch Absenkung der Höchstgeschwindigkeit
- Markierung von Radpiktogrammen, Öffentlichkeitsarbeit
- neue Fahrradstraßen einrichten, z.B. Barckhausenstraße, Scharnhorststraße, Schützenstraße, Schomakerstraße, Thorner Straße.
Darüber hinaus wurden als Maßnahmen genannt:
- Nahmobilitätskonzepte für die Stadtteile entwickeln
- Ausreichende Beleuchtung, Beschilderung und gute Oberflächen auf den Nebenstrecken und Radschönrouten
Ein weiterer Maßnahmenkatalog bezieht sich auf das störungsarme Radfahren und meint damit beispielsweise:
- Beseitigung von Hindernissen wie Umlaufsperren,
- konsequente Instandhaltung und Beseitigung von Laub und Schnee sowie Rückschnitt von Pflanzen, die in den Verkehrsraum ragen.
Mit einem weiteren Maßnahmenpaket soll die Wahrnehmung des Radverkehrs gestärkt werden. Zu nennen sind beispielsweise Radzählstationen, Fahrradreparaturstationen, und Grünphasenprojektion.
Noch ein wichtiges Maßnahmenbündel bezieht sich auf ein wichtiges Ziel des Radentscheids: der Ausbau der Radabstellanlagen. Dabei werden viele Ideen des Radentscheids aufgegriffen: witterungsgeschützte Unterstände, erhöhter Sicherheitskomfort, Integration der Radabstellanlagen in Mobilitätsstationen usw.
In einem Punkt wird sogar explizit das Ziel des Radentscheids aufgenommen: 100 Radabstellplätze pro Jahr, die nicht zu Lasten des Fußverkehrs gestaltet werden.
Alle Maßnahmen werden hinsichtlich verschiedener Zielkriterien wie z.B. Emissionen, Erreichbarkeit, Flächengerechtigkeit, Zeit und Kosten in einer übersichtlichen Matrix bewertet.
Insgesamt denken wir, dass mit den Maßnahmensteckbriefen eine gute Grundlage geschaffen wurde, um konkrete Maßnahmen auszuarbeiten.
Der NUMP ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer echten Verkehrswende. Die klare Fokussierung auf Fuß- und Radverkehr sowie die gerechtere Aufteilung des öffentlichen Raums sind entscheidende Maßnahmen, um Lüneburg umweltfreundlicher und lebenswerter zu machen. Besonders die Konzepte zur Verkehrsberuhigung, wie Superblocks, könnten dazu beitragen, dass Lüneburg zu einem Vorreiter für nachhaltige Stadtplanung wird.
Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass viele der vorgeschlagenen Maßnahmen weiterhin einen politischen Beschluss erfordern – und hier liegt die Herausforderung. Insbesondere die SPD und CDU in Lüneburg haben in der Vergangenheit immer wieder Vorstöße in Richtung Verkehrswende blockiert oder abgeschwächt. Trotz der positiven Ansätze des NUMP ist daher fraglich, ob die Pläne in vollem Umfang umgesetzt werden. Diese politische Blockadehaltung steht den drängenden Bedürfnissen nach einer klimagerechten Mobilität und einer gerechteren Flächennutzung entgegen.
Die Förderung der Elektromobilität ist zwar ein wichtiger Zwischenschritt, doch es sollte nicht das Endziel sein, den bestehenden Autoverkehr lediglich zu elektrifizieren. Eine echte Verkehrswende bedeutet, den Autoverkehr insgesamt zu reduzieren und nachhaltige Alternativen wie den ÖPNV und Radverkehr massiv zu stärken.
Insgesamt bietet der NUMP eine solide Grundlage für eine klimafreundliche Zukunft, doch die Umsetzung hängt stark vom politischen Willen ab.
Mit fadenscheinigen Begründungen zerlegen derzeit SPD, CDU und FDP Entscheidungen zur Lüneburger Verkehrspolitik, die sie in der Vergangenheit selbst getroffen haben.
Jahrelang haben sämtliche Parteien bei verkehrsplanerischen Diskussionen auf den NUMP verwiesen – und stellen nun plötzlich genau dieses Konzept in Frage. Das hat weitreichende Folgen: Durch den eingelegten Rückwärtsgang werden Unsummen an Steuergeldern verschwendet. Außerdem machen die drei Parteien durch ihr Verhalten deutlich, dass sie das monatelange Engagement aller Bürger:innen im NUMP kaltschnäuzig ignorieren und Bürgerbeteiligung nicht ernst nehmen.
Denn zu dem bedeutenden Charakter des NUMP gehört, dass zahlreiche Interessenvertreter:innen aus unterschiedlichsten Bereichen beteiligt wurden. Neben Bürger:innen und Initiativen zählen dazu beispielsweise auch Vertreter:innen aus Wirtschaft, Handel und Politik. Sie haben sich während des monatelangen Prozesses mit ihren Wünschen und Sichtweisen eingebracht. Nun aber gegen Ende des Verfahrens zu behaupten, dass nicht alle Interessen berücksichtigt worden seien, ist einfach falsch. Wir hätten uns deutlich engagiertere NUMP-Maßnahmen gewünscht. Aber demokratische Entscheidungen sind nun mal oft nur Kompromisse. Dies sollten auch die drei Parteien ehrlich anerkennen.
Die 30 Maßnahmensteckbriefe wurden auf 74 Seiten beschrieben und können hier heruntergeladen werden:
https://www.hansestadt-lueneburg.de/bauen-und-mobilitaet/mobilitaet/nump.html
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